Berlin – Radfahren mit Lilija

Tach,

 

Am Sonnabend 8. August war es endlich wieder soweit: nach eineinhalb Jahren Abstinenz. Lilija und ich haben eine kleine Radtour gemacht, endlich wieder im Sattel sitzen. Ich hatte vorher beide Räder checken lassen, die standen die ganze Zeit im Hof. Alles Ok, nur Lilijas hatte eine Acht, die sich sehen lassen konnte, so sehr, daß sie die Felge ersetzen mußten. Wahrscheinlich ist es auf dem Hof passiert.

 

Ob der dollen Hitze hatte ich eine Strecke ausgesucht, die am Wasser entlang ging. Das Stück Autobahn vom Jacob-Kaiser-Platz bis zur Abfahrt nach Moabit hat rechts und links fahrbare Wege. Den rechts, zwischen Autobahn und Laubenpieper bin ich schon mal in Richtung Jacob-Kaiser-Platz gefahren. Der ist vor einiger Zeit neu asphaltiert worden. Fährt sich gut, ist aber die Hölle vom Krach der Autos, und es kommen auch relativ viel Hundeausführer den Weg lang, man kann also nicht brettern. Aber links der Autobahn hatte ich, wenn ich nach Hause gefahren bin, im Auto schon öfter Radfahrer gesehen und dachte, müßte ich auch mal lang fahren, es muß ja irgendwo hingehen, sonst würden die da nicht lang fahren.

 

58-Thomas

Ich konnte endlich meine neue Radbrille ausprobieren. Sie passt über die normale Brille und noch wichtiger ist rund um zu. Habe ich eine Sonnenbrille, neige den Kopf, scheint die Sonne zwischen Bille und Kopf, kennt jeder. Hier nicht, hier ist auch an dieser Stelle, wie an den Seiten „Sonnenbrille“. So ein bißchen wie eine Skibrille.

 

Also mit Lilija über die Beusselbrücke und dann vor der Autobahn links. Der Weg führt runter, zu den Anlegeplätzen der Kähne, die vom Westhafen kommen, tief genug, sodaß es im Gegensatz zur andern Seite nichts, wenig, von den Autos dröhnt. Das war aber leider auch schon alles, hatte ich nicht gut ausgesucht. Am Anfang unangenehmer Schotter. Dann ein gepflasterter Weg, mit Steinen so 12 mal 10 Zentimetern, aber so gelegt, daß immer zwischen zwei Reihen Steine in der Mitte etwa soviel Platz war, wie eine Straßenbahnschiene hat, also genau ein Fahrradreifen reinpasst. Wir mußten die ganze Zeit höllisch aufpassen nicht von den Steinen runter zu kommen und aufs Maul zu fliegen. Dazu kam dann, daß es gar kein mildes, kühles Lüftchen gab vom Kanal. Keine Bäume, nichts, wir sind in der knalligen Mittagshitze dort lang. Und wer einen Fahrradhelm hat, weiß, wie schön warm es einem am Detz werden kann. Wir sind tapfer weiter, bis wir zum Eingang der Charlottenburger Schleuse, unter der Rudolf-Wissell-Brücke. Endlich Schatten. Sagenhaft romantisches Plätzchen. Mir war das erst einmal egal. Helm ab und Wasser auf den Kopf gegossen, das hat mich gerettet, mein Kreislauf war schon ganz schön am Durchdrehen.

 

 

Man weiß nie, was unsere Stadtplaner so denken. Jedenfalls gibt es an diesem unwirklichen Ort tatsächlich, außer ein paar Lauben, (an welchen seltsamen Orten gibt es die denn nicht in Berlin Klammer auf West Klammer zu) eigentlich nichts, eine dieser Tafel, die auf einen historischen Ort verweisen. Also habe ich über die Geschichte der Schleuse gelesen, die Tafel wäre wohl auf der andern Seite vom Wasser sinnvoller, da kommen wenigstens ein paar Leute vorbei. Aber trotzdem Danke, denn ich habe was Erstaunliches gelesen. Ich stand mit meinen Füßen in Schöneberg. Und links von mir war ein Stück Wilmersdorf auf der Karte eingezeichnet. Wie das? Ja, keine Ahnung von nix, wie ich immer sage. Die einzige Erklärung, die ich habe, ist, daß vor der Gründung von Groß Berlin die beiden Gemeinden hier Land für Friedhöfe gekauft haben, die nie genutzt worden sind und nun ist das übrig geblieben nach dem Autobahnbau. „Dit könnte sein“, würde Peter sagen. Es ist nicht ganz so aufregend, aber ich versuche es rauszubekommen.

 

Der Dicke macht Pause

 

Ich hatte den Weg auch ausgesucht, weil ich endlich mal auf die Insel wollte, auf der dieses schöne gelbe Backsteinhaus steht, das mann sieht, wenn mann im Auto über die Rudolf-Wissell-Brücke fährt. Die Sonne brannte, die Brücke ging von unserem Blickwinkel steil hoch über die Spree, und drüben war auch kein Schutz zu sehen. Nee, hatten wir beide keine Lust zu. Wir sind dann an der Feuerwache Charlottenburg Nord vorbei, durch selbiges gefahren und rein in die Jungfernheide. Ach, hier war es schön, lau. Geschützt unter Bäumen machte das Fahren wieder Spaß. Es war etwas voll, stört uns gar nicht. Die Luft unter den Bäumen war ein Labsal, nach der drögen Strecke davor. Ich mußte auch nur zweimal zurück und Lilija suchen, die, zu langsam, den Abzweig nicht mit bekommen hatte. Wir haben die Jungfernheide diagonal durchkreuzt, links das Schwimmbad liegengelassen und sind dann am Hohenzollern Kanal angekommen.

 

Am Hohenzollernkanal

 

Von dort ging es über eine Brücke und dann auf den Radweg Berlin-Kopenhagen. Der ist ja mein Rad-Stammweg gewesen, und er soll es wieder werden. Stück gefahren und auf einer Bank ‘ne Pause eingelegt. Lilija konnte rumrennen und photographieren. Ich habe die hier endlich vom Wasser kommende milde Luft genossen und die Abendstimmung. Dann hat sie ein paar Blümchen/Grässer gepflügt, die aber nie zu Hause angekommen sind (stimmt nicht!!!! die stehen in der Vase auf dem Kühlschrank mit anderen Trockenblumen! Lilija – Ach so.). Die Havel im Rücken auf der linken Seite bis zum Plötzensee, dann rechts hoch und schon machte es rums und wir waren wieder in der Dämse, aber gestärkt genug, um das bißchen bis nach Hause zu schaffen. 16 KM. Nicht viel aber wir haben uns gefreut.

 

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Schöne alte Eis-Fahne, wie in meiner Jugend

 

 

Und gleich Sonntag nochmal. Dieses mal aber schlauer, erst um 18.00 Uhr los, als die größte Hitze schon vorbei war. Ich wollte Lilija den Weg zum Steuerberater zeigen und das mit Eisessen in Charlottenburg verbinden. Die Eisbude in der Wilmersdorfer, im schönsten Ost-deutsch „Jenny“ genannt gab es gar nicht mehr. Stück weiter zum Karl-August-Platz und dort ein na-geht-so Eis gegessen. War auch mal besser. Wieder nach Hause. Und noch mal 10 Km auf dem Tacho. 25 KM in zwei Tagen hört sich ja schon fast nach was an.

 

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Eis mag jeder.

Schon wieder alle.

Schon wieder alle.

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Lilija guckt zu.

 

(Wir hatten nur meine Kamera mit, und damit hat Lilija photographiert, deswegen gibt es sie gar nicht zu sehen in diesem Bericht,

mit einer kleinen Ausnahmen. Nächstes mal passe ich auf.)

 

Morjens

 

 


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