Der Verfolger: John Hunt – Concert Hall Discographie

Hallo,

Freiwillig und von Berufs wegen beschäftige ich mich viel mit Musik und ihrem Hintergrund, ihrer Geschichte. Dazu gehört, daß ich Discographien von Musikern, zu Musikstilen oder Schallplattenfirmen lese, geradezu studiere, das finde ich spannend.
Aber oft sind spezielle Stilrichtungen, Schallplattenfirmen (Label) schwer zu finden und wenn auch das Internet heute vieles einfacher macht, ist gerade dort leider auch viel Schwachsinn zu finden. Die ganz Schlauen stellen Ihre drei CDs eines Musikers ins Netz und glauben, sie haben eine Discographie geschrieben. Das der Musiker vielleicht in alten Zeiten LPs rausgebracht hat, Singles auf Vinyl, oder gar früher Shelllackplatten veröffentlicht hat, davon steht dort nichts und dann wird die zehnte Webseite dieser Art zum Ärgernis. Gefühlte 95% der Wikipediaseiten zu Musikern sind ebenfalls völlig unbefriedigend. Wobei es dort das Phänomen gibt, daß die englischsprachige Seite eine gute Discographie hat, und die aus Deutschland ist Mist. Statt einfach das Gute zu übernehmen, wird selbst was zusammengenagelt, Wikipedia eben.
Was erwarte ich von einer Discographie? Einen einführenden Text, eine chronologische Aufstellung der Veröffentlichungen, Hinweise auf Zweit- oder Drittveröffentlichungen. Auch verschiedene Bestellnummern in verschiedenen Ländern des gleichen Produkts können hilfreich sein, wenn mann auf der Suche nach einer Erstveröffentlichung ist. Oft verändert sich über die Jahre das Logo einer Schallplattenfirma, auch das Label in der Mitte der Schallplatte verändert sein Aussehen. Das zu dokumentieren gehört für mich zu einer Discographie dazu. Schön sind auch exemplarische Cover. In den Zeiten der Schelllackplatten gehört vor die Bestellnummer unbedingt die Matrizennummer, um eine Schallplatte eindeutig identifizieren zu können.
Bei meiner Aufarbeitung von Tonträgern mit Musik von Paul Bowles, bin ich auf zwei frühe (1947) Platten gestoßen, über die ich im Internet keine ausreichende, befriedigende Auskunft bekommen habe. Leider besitze ich sie nicht, dann könnte ich ja alles abschreiben. Also habe ich den nächsten Schritt gemacht und statt speziell nach diesen Platten zu suchen, habe ich angefangen nach der Schallplattenfirma, die diese beiden Platten veröffentlicht hat, zu suchen. In diesem Fall heißt die Concert Hall. Stefan Streif hat mir hilfreich eine Webseite zu diesem Thema geschickt, eine sehr schöne, vorbildliche Seite: http://www.soundfountain.com/concert-hall/concerthall.html#LPRECORD

Aber so schön sie auch ist, es ist eine „Über…Seite“ und nicht eine Discographie. Das Label Concert Hall steht schon lange auf meiner „muß-ich-mich-mal-mit-beschäftigen“ Liste und diese Webseite hat das nochmal verstärkt. Aus diesem Grund habe ich mir dann eine gedruckte Discographie über Concert Hall bestellt, obwohl ich erst zögerte wegen zwei Platten eine Discographie zu 32 € zu kaufen. Merke: Discographien sind nie billig, und glücklich sind diejenigen, die günstig eine gebrauchte schießen können.
Und nun kommen wir zum eigentlichen Thema dieses Artikels:

John Hunt, discography of the Concert Hall Society and Concert Hall Record Club
208 Seiten, 2011, Verlag Travis & Emery Music Bookshop, London

Der Subtitel spricht von „25 Years of John Hunt Discographies“. Im Anhang gibt es zwei eng bedruckte Seiten mit den Titeln der Discographien, die der Meister in den letzten 25 Jahren veröffentlicht hat. 48! beim Verlag Travis & Emery Music Bookshop, alles Klassik. Ich konnte also ein ausgereiftes Werk erwarten.
Aber, ach…..
Wo anfangen, zum einen wird durch die Bank weg alles kleingeschrieben: Komponisten, Artists, Orchester, alles. Nicht nur, daß ich es sowieso nicht mag, erschwert es aber auch das Lesen von Disco- oder Bibliographien. Und nun ein paar Details: erste Seite, 25 und 30 cm Platten mit 78 Umdrehungen. Neben der Bestellnummer haben die Einträge die Angaben, auf welchen LPs sie wiederveröffentlicht wurden. Matrizennummer gibt es nicht. Der Hinweis, ob es nun eine 25 oder 30 cm Platte ist, fehlt ebenso wie der Hinweis, ob die Platte in einer Box war oder nur in einer Hülle. Vornamen der Komponisten fehlen ebenso wie Vornamen mancher Künstler, allein die Vornamen der Dirigenten gibt es immer. Unhöflich, und bei Namensgleichheit nicht hilfreich, und im Internetzeitalter keine große Arbeit das zu ergänzen.
Schlage ich unter der Wiederveröffentlichungsnummer nach, steht dort nur „gleich: xxx (Originalbestellnummer). (Auf den meisten Wiederveröffentlichungen sind aber mehr Stücke als auf der Erstveröffentlichung.) Im Vorwort schreibt John Hunt, daß manche der Aufnahmen mit andern Labels geteilt wurden, das wird erwähnt im nummerischen Theil.
Abbildungen gibt es gar keine, das ist schade, wenigstens ein paar Tiefdruckseiten in der Mitte kann mann erwarten. Separate Nummernauflistung von wann – bis wann gab es 78rpm, von wann – bis wann gab es 25 cm Platten etc. gibt es auch nicht. Es gibt einen Anhang mit Dirigenten und Orchestern. Bei den Dirigenten gibt es Querverweise, auf welcher Platte sie dirigiert haben, die Orchester sind nur einfach aufgelistet. Alle anderen Künstler sind nicht weiter erwähnt.
Wir haben alle Computer zu Hause, und mancher hat für privaten Kram eine Datenbank, oder für die Arbeit. Meines Erachtens gibt es heutzutage keine Ausreden mehr für solche offensichtlichen Fehler oder Faulheit. Auf dem ersten abgebildeten Label können Sie „Light Music Series“ lesen. Wieviele Schallplatten sind unter diesem Titel veröffentlicht worden, was gab es noch für Serien?

Ich habe die Platten, die ich von Concert Hall habe, überprüft.
Original Don Cossacs Chorus, diese Platte habe ich in zwei Ausgaben, zwei Cover, zwei unterschiedliche Bestellnummern, zwei unterschiedlichen Titel
A: Russian Christmas Carols and Hymns;
Bestellnummer MMS 69
B: Russian Christmas Carols, Hymns and Lenten Music;
auf dem Label der Platte aber: Russian Christmas Carols and Hymns;
Bestellnummer MMS 69 auf dem Cover, auf dem Label der Platte: M 69

Ein Fehler, die übliche Schlamperei von Amerikanern? Was ist es, ich möchte gern mehr erfahren, gab es das öfter etc…

Ein bißchen sehr seltsam wird es dann mit meiner EP, 7 Inch der Don Cossacs. Die Nummer ist MMS 924.
Im nummerischen Theil steht dazu, „500 and 900 series“ …. details include under each work’s original number. ??? Da die Don Cossacs ja nicht aufgelistet sind, wie finde ich sie dann?? (Holzauge sei wachsam, in diesem Falle geht es über den Dirigenten.) Wie erfahre ich aber, was alles als 500 und 900 Serie veröffentlicht wurde? ich erfahre es gar nicht.

Was auch fehlt, sind die Jazz Veröffentlichungen, erst als Concert Hall Jazz dann als Jazztone veröffentlicht. Concert Hall hatte den sowohl den Dial als auch den King Katalog übernommen. Mindestens auf Jazztone ist eine ganze Menge erschienen und es wäre hübsch zu wissen, ob das eigene Aufnahmen sind oder Übernahmen.
Bei Discogs sind 209 Treffer zu Jazztone: https://www.discogs.com/de/label/41180-Jazztone-2

Spätestens da wurde mir klar, daß ich nicht mit dem Buch arbeiten kann, das es nutzlos ist. Also zurückschicken.

Morjens


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