Odessa II – Das Apfelfest am 19. August

Tach,

Am 19. August ist Lilija gekommen. Nachmittags sind wir losgefahren um noch Geschirr zu kaufen. Wir kamen an der Maria Himmelfahrt Kirche vorbei. Da war der Bär los, die ganze Straße vor der Kirche und über die nächste Ecke rüber, Verkaufsstände, alte Weiblein im Kittel mit Kopftuch. Blumen, Gebinde und Äpfel. Ich habe gleich nach einem Parkplatz Ausschau gehalten und wir sind raus, Lilija natürlich mit der Kamera bewaffnet, den darum geht es ja wir wollen unserer Erlebnisse festhalten für Euch. Flöt.

Am 19. August wird das Fest des „Apfelretters“, „Jablotschnij Spas“, begangen, es wird die Apfelsaison eröffnet. Am selben Tag ist aber auch das Hochfest der Verklärung Jesu. Immer wieder gibt es Feiertage die auf heidnischen und christlichen Traditionen beruhen und haben wie so viele alte, russische Feiertage, nicht nur eine religiöse, sondern auch eine wichtige landwirtschaftliche Bedeutung.

Wer an diesem Tag einen Apfel ißt und sich etwas wünscht, wird erleben, daß sein Wunsch in Erfüllung geht. „Jablotschnij Spas“ ist auch mit einem besinnlichen Gedenken an die Toten verbunden. Viele Menschen nehmen sich Zeit, die Gräber der Verstorbenen zu besuchen und bringen essbare Gaben, insbesondere Äpfel, aber auch Honig und Nüsse, mit ans Grab.

Sie hat wenigstens mal gelächelt, manche drehen sich weg, gehen weg, weil sie denken, wir photographieren für die Polizei, weil sie schwarz drei Äpfel verkaufen. Da habe ich bei ihr gekauft.

(DHL im Hintergrund: ich habe mich am Anfang auch in St Petersburg gewundert, welche deutschen Firmen alles in Russland sind, und so viele…. Spaß beiseite, es sind die gebrauchten Autos die hier sind, nicht die Firmen. Es macht sich nur niemand die Mühe die alte Beschriftung zu überstreichen.)

Die Pfütze vor dem Tisch zeigt hübsch, wie gesegnet wird.

 

Das Apfelfest ist das mittlere von drei Festen, die zusammenhängen. Das Wort Spas in den Namen der Feste ist eine Abkürzung des Wortes Spasitel und beutetet Retter, es steht für Christus. Die drei Feste markieren die Fastenzeit zu Maria Entschlafung vom, das Datum in Klammern ist der neue Kalender, 1. (14.) August bis zum 15. (28.) August.

 

Medowyj Spas (Honigretter) am 1. (14.) August – Beginn der Fastenzeit

Jablotschnyj Spas (Apfelretter) am 6. (19.) August – Hochfest: Christi Verklärung

am 15. (28.) August – Hochfest: Maria Entschlafung

Orechovyj Spas (Nußretter) bzw. Chlebnyj Spas (Brotretter), am 16. (29). August – das Überbringen des Tuchbildes (Christusbildes) von Edessa nach Konstantinopel

(Nußretter heisst es, weil das Ernten der Waldnüsse beginnt.
Brotretter – weil an dem Tag Brot aus neuem Weizen gebacken wird.)

Gläubige Menschen bringen am Vorabend von „Jablotschnij Spas“ Äpfel und andere Herbstfrüchte wie Pflaumen und Trauben in die Kirche, um sie segnen zu lassen. Die Früchte richten sich natürlich nach der Region und was es dort gibt. Lilija erzählte eine der Frauen, die dort einen Stand hatte, daß es in der Ukraine nicht Honigfest heißt, sondern Mohnfest, weil der in dieser Zeit geerntet wird.

 

Wir haben aber mehr Blumen als alles andere gesehen, getrocknete Feldblumen. Die Blumen werden an diesem Tag gesegnet und werden zu Hause aufgestellt und beschützen das Jahr über das Heim. Mich hat einfach die Menge alter Weiblein, vor einer doch relativ kleinen Kirche, die dort ihre Waren verkauft haben beeindruckt. Also sind wir die Stände abgelaufen und haben viel angesehen und geredet und Lilija hat viel photograhiert.

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Ich habe mich dann mit meinem Blümchen in der Hand am Ende der Schlange angestellt. (Bilder oben) Dort standen zwei Priester und segneten die ganze Zeit über singend die Menschen. Und ich habe auch einen Segen bekommen – Ich vergesse immer dabei die Brille abzunehmen, die bekommt ja auch alles ab, und ich kann schlecht Gottes Segen von der Brille wischen. Als ich den Golf neu hatte sind Pico und ich zum Segnenlassen an den Hohenzollerndamm zur Christi-Auferstehungskathedrale gefahren. Es mussten dann alle Türen offen sein und Pico und ich mußten auch am Auto stehen, und dann gab es „die volle Dröhnung“, da kennen die nichts, nicht bloß drei Tropfen sondern gib-ihm, wir waren richtig nass. – Danach habe ich Kerzen gekauft und bin die Kirche gegangen.

Auf den ersten Bild habe ich die Kerzen gekauft, dann bin ich in die Kirche gegangen. Inzwischen ist die Pfütze größer geworden. Rechts der Priester nimmt die Spenden entgegen. Weil beim ersten Mal sich ein Mann ins Bild gedrängt hatte, fragten wir ob ich mich noch mal anstellen darf beim Segnen, klar darf ich. Und wieder die Brille nicht abgenommen. Das hat Lilija dann gefilmt.

 

In der Kirche ist mir etwas aufgefallen, was ich bisher in keiner andern Kirche gesehen habe. Die eigentlichen Ikonen sind abgesperrt und haben dafür auf dem Gestell die Ikone noch mal in klein (eingefaßt in Bakelit!). Die Begründung ist, die meisten Menschen sind zu klein um an die Ikonen ran zu kommen und sie zu küssen. Und so kämen alle dran. Na, ich glaube eher die wollen Ihre Original schonen.

 

 

Noch ein bißchen Text zu dem Hochfest: Christi Verklärung

„Am 19. (6. nach altem Kalender) August feiert die heilige orthodoxe Kirche die Verklärung des Herrn auf dem Tabor, während die beiden Propheten Mose und Elia an seiner Seite erschienen.

Das Hochfest der Verklärung Jesu erinnert an die im Matthäusevangelium (17, 1-13) berichtete Verwandlung Jesu auf einem hohen Berg: „sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, seine Kleider aber wurden weiß wie Licht“. Jesus und den ihn begleitenden heiligen Aposteln Petrus, Jakobus und Johannes erschienen heilige Propheten Mose und Elia, aus den Wolken sprach eine Stimme: „Siehe, das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe“.

Die Erscheinung der beiden Seher Gottes, des Gesetzgebers Mose und des einst auf feurigem Wagen hinweggeführten Elia ist von der Kirche mystisch erklärt worden. Denn in ihren Personen dient Gesetz und Prophetentum dem Urheber und Vollender des Gesetzes, Christus, unserem Gott, der einst, als er dem Mose das Gesetz gab, ihm auf dem Berge Sinai im Sturm erschien, jetzt aber auf Tabor in unnahbarem Lichte, den Sturm des Gesetzes mit der lichten Wolke der Verklärung zu vertauschen.

Diese Feier existierte schon im viertes Jahrhundert, wie man aus den Homilien des heiligen Ephrem des Syrers und des heiligen Johannes Chrysostomos ersehen kann. Die heiligen Johannes Damaskenos und Kosmas von Majuma (achtes Jahrhundert) verfassten mehrere Lieder auf dieses Fest.“

 

Mehr dazu auf der Seite der Leipziger Russisch Orthodoxen Kirche (Da ist so eine kleine Papierrolle, die muß mann anklicken, dann ist der Text zusehen.); sehr schöne, interessante Kirche übrigens, ein Besuch lohnt sich.

http://www.russische-kirche-l.de/kalender/kalender-frame.htm

 

Morjens

 

P.S.

Bei der Parkplatzsuche sind wir an diesem wunderbaren Warnhinweis für einen fehlenden Kanaldeckel vorbei gekommen.

 

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Achtung! Vor allem die klassische, türkische bis russische Einkaufstüte als Signalflagge! Fehlt nur noch der Knoten.- Wunderbar.

 


Eine Antwort zu “Odessa II – Das Apfelfest am 19. August”

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