Triest 2017 – Longera / Lonjer – Osmica Coretti

Tach,

Heute, Sonntag, war Tag zwei unseres Aufenthalts in Triest. Freitag als Ankommentag zählt nicht so, und über Sonnabend schreibe ich noch.
Eigentlich habe ich mir einen Trödeltag gewünscht, um das neue Notebook einzurichten und die ersten Berichte zu schrieben, Fahrt – Klagenfurt – Ankunft Triest.
Eigentlich. Aber zu lang geschlafen, Kaffee, Frühstück, und gedacht war: nach Kroatien zum Tanken zu fahren. Ja, ihr habt richtig gelesen, nach Kroatien zum Tanken.
Wir sind los, von hier den Berg runter an den Hafen und dann an einer anderen Seite wieder rauf. Das hört sich blöd an, und glaubt mir, es ist auch. Aber diese Stadt ist schlimmer als Köln, hier gibt es nur Einbahnstraßen, und wer denkt, er ist schlau…. „und wenn ich so und so fahre, dann müßte ich doch eigentlich…“ Schon verloren, nie und nimmer kommst Du da raus, wo Du denkst. Plötzlich ein Kanal, eine ganz andere Einbahnstraße in die andere Richtung, eine Straßenseite nur für Bus/Taxi in diese Richtung die Du willst oder die Fußgängerzone … und glaubt mir, mit dem langen Bus durch diese schmalen Straßen und immer der Verkehr, der vor Dir trödelt und der hinter Dir drängelt, nervend. Nein, Berg runter und dann eben wieder rauf. Das ist entspannter. Also los, immer schön rauf, bis wir „oben“ waren, im Karst. Einfach nur fahren und aus dem Fenster gucken. Es nieselte auch leicht, und heute Nacht und heute Morgen windete es auch sehr, da war spazieren fahren keine schlechte Idee.

Oben habe ich dann einen Busch entdeckt, danach haben wir gestern schon Ausschau gehalten. Bei der ersten Fahrt durch den sonnigen Karst am Sonnabend. Das ist erklärungsbedürftig. Im Karst gibt es Weinbauern und die meisten von Ihnen haben auch Tiere. Maria Theresia hat mit einer Sonderverordnung den Bauern erlaubt, im Frühling unversteuert Wein des vergangenen Jahres eine Woche lang direkt vom Hof zu verkaufen. Anfänglich wurde auch nur Wein verkauft. Es ist so ähnlich wie eine Besenwirtschaft im Süden Deutschlands. An der Straße wird ein Busch aus Zweigen aufgehängt, dazu ein Schild mit einem Pfeil, der die Richtung anzeigt, in der der Hof liegt. Da geht/fährt mann hin. Meist gibt es ein Zimmer, das zur Schänke umgestaltet ist, und auf dem Hof gibt es Tische und Bänke. Zu essen gibt es Salami, Schinken, Käse, Brot aus eigener Herstellung und natürlich auch eigenen Wein. Darüber hatte ich gelesen. Die erste Osmice, so heißen die Buschwirtschaften (Osmice (slow.) bzw. Osmizze (ital.)), haben wir nicht gefunden, aber dann eine andere, Osmica Coretti in Longera. Es war recht voll und recht laut, logisch, frischer Wein geht in die Birne, da wird es laut. Osmica sind unter den Triestern sehr beliebt, viele sind Stammpublikum in bestimmten Osmica. Das Publikum ist gemischt, junge wie alte, Triester, Dörfler und Touristen. Wir haben erstmal wie doof rumgestanden, aber dann bekamen wir Hilfe, nein, nicht wir! „Diese schöne, junge Frau möchte bestellen“ – sagte einer der Gäste auf Deutsch laut zum Wirt. (Hinterher stellte sich heraus, daß Lilija schon vorher bei der Erkundung nach einem Parkplatz mit diesem Menschen geflirtet hatte.) Der hatte schon gut einen sitzen, und war sehr laut, wir hatten die Aufmerksamkeit des Wirtes, aber mit der Bestellung war das nichts, der Wirt holte ein Mädchen, was wohl Englisch können sollte, also bestellt. Ich tapfer von der Karte alles auf Italienisch abgelesen, sie ins Englische übersetzt. Auf der Karte standen auch die slowenischen Namen, wie auch alle Ortsschilder zweisprachig sind. Mann ist zweisprachig oder mit Deutsch dazu, sogar dreisprachig, ganz normal. Beim Bäcker gestern hat die Verkäuferin die ganze Zeit mit mir deutsch gesprochen, ohne Scheu, einfach normal in eine andere Sprache gewechselt. Und Ciao zum Abschied. Also: Schinken frisch, kalt, das ging schief, es kam warmer (= caldo), Salami, Käse viel, Brot, eingelegte Tomaten, Wasser, Wein (vom Fass gezapft wie Bier). Dann suchte der Wirt einen Tisch für uns aus, der hieß C, und wir durften uns setzen, Wasser und Wein bekamen wir gleich mit. Das ist das normale Prozedere.

Auf Holzplatten kamen dann die Sachen, plus ein Korb Brot. Der Duft kroch in meine Nase. Es roch lecker, sehr lecker. Nun gut, ich gestehe es, ich habe erst ein Stückchen Schinken und dann ein Stückchen Salami probiert. Erstaunlicherweise haben nach 25 Jahren Pause meine Geschmacksknospen sofort gewußt, was es ist. Besser – was „er ißt“. Käse reichte nicht, nachbestellt und zu den eingelegten Tomaten noch Oliven. Ich war im Zweifel, ob Lilija das alles schafft, aber bevor ich „Doggiebag“ sagen konnte, hatte sie alles aufgeputzt, gelacht und auch ihr großes Glas Wein geleert und dann noch mehr gelacht. Bezahlen dann wieder beim Wirt. Der hat uns ausgefragt woher wir kommen. Deutschland und Russia, er selbst Slowene, sprach dann slowenisch und russisch, es ging alles durcheinander. Ich habe Lilija noch von dem Wein gekauft, abgefüllt in eine 1,5 Liter Plastikflasche; so sind sie. Alles zusammen 35€. Nicht eben wenig. Aber saulecker.

Gestärkt und froh darüber in einer Osmice gewesen zu sein, ging es nun weiter und jetzt wirklich in Richtung Kroatien. Aber noch einen kleinen Zwischenstop in Muggia, auf der anderen Seite vom Triester Golf. Kaffee und Eis, ein bißchen laufen und dann weiter. Eine Küstenstraße mit Blick über das Meer in die Abendsonne. Ein Stückchen Slowenien und dann in Kroatien, in Umag getankt. Das lohnt sich? na wäre der Benzintank auch so leer gewesen wie der Gastank, bestimmt. In Triest ist Super für 1,48€ bis 1,66€ zu haben. Gas habe ich noch nicht gesehen. In Slowenien war Super schon bei 1,29€. In Kroatien dann etwa 1,10€ da gibt es keinen Euro, also umrechnen. Leider nur 29 L gebraucht. Gas war schon besser, 120 L. Aber für harte 61 Cent, ich hatte zuletzt in Lankwitz 47 Cent bezahlt und in Adlershof 54. Aber beim Durchfahren in Österreich haben wir 66 Cent bezahlt. Und so hatten wir einen kleinen Ausflug, 60 KM.

Morjens

Fast alle Photos von Lilija Birr-Tsurkan.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.