Die Unglaubliche Schwerkraft des Seines 3Punkt73.2

Tach,

Aller Orten, zu jeder Gelegenheit labbern uns die lieben Politiker voll, über das nächste große Ding. Das Internet 4.0. Warum 3.0 übersprungen wird, weiß ich bis heute nicht. Soll wohl den Sprung, das Große zeigen. Was es wirklich ist, weiß auch niemand. Ach, stimmt nicht, die lieben Politiker wissen es. Es ist das Internet der Dinge. Auch so ein leerer Satz. So leer, wie die die Raute zwischen Merkels Händen. Leere als Politikform? Nicht wirklich neu. Gut, lassen wir es dabei. Warum schimpft denn eigentlich Thomas heute wieder?
Thomas schimpft, weil er findet, bevor es 4.0 gibt, sollte 2.0 erst einmal funktionieren und für alle erreichbar sein. Damit meine ich nicht die 6 MB Bandbreite, die Superhirn Platzek als Losung für Brandenburg ausgegeben hatte, sondern 100 MB als unterer Standard für alle. Hier in Moabit, Berlins Mitte dümpeln wir mit 50 MB vor uns hin. Am Stadtrand der Hauptstadt Deutschlands gibt es nicht einmal das. Bei meinen regelmäßigen Nachfragen bei der Telekom, bekomme ich immer zwei Sätze zu hören, „Mehr ist auf absehbare Zeit nicht vorgesehen“ und „Woanders müssen die mit weniger zufrieden sein.“ Das hat BVG Level, bei jeder Preiserhöhung durch die BVG-Knechte (ich liebe dieses Ton, Steine, Scherben Wort) müssen wir uns anhören, daß woanders ja noch teurer sei. Was interessiert mich München, Hamburg, Frankfurt oder andere westdeutsche Kleinstädte, wenn es um den konkreten Inhalt meines Portemonnaies geht? Soll mich das trösten, daß es dort noch leerer wäre?

Zurück zum tagtäglichen Internet. Zum Jahreswechsel gab es Post von der Polizei, die ich per E-mail beantwortete. Zwei Mails, keine Reaktion. Im Januar ausgedruckt und in deren Briefkasten geworfen, mit der Bitte um schnelle Antwort, gerne als E-mail. Reaktionszeit 6 Wochen, immerhin als Mail.
Falsch geparkt beim Besuch bei Fionn, brachte mir wieder Post ins Haus von der Polizei. Gleich zweimal, für den gleichen Tatbestand, wie es amtlich heißt. Also einen bezahlt und den andern abgelehnt. Da beim Telephon keiner ranging, das Ganze an die angegebene E-mail Adresse. Zugegeben, komisches Bauchgefühl, „wenn das nur gut geht“. Klar, ging es nicht, statt 15 sollen wir jetzt für den zweiten 35 zahlen.
Heute aber habe ich vom Baum der Erkenntnis gegessen. Seit gut einem Monat versuche ich für Lilija Online einen Termin beim Labo zu machen, damit sie ihre Aufenthaltserlaubnis verlängern kann, wohlmöglich eine unbefristete bekommt. – Wir sind erst seit fast 16 Jahren verheiratet, da ist das nicht so einfach. Es besteht immer die Gefahr, daß sie sich wie ein Geier auf die fetten Hartz 4 Beträge stürzt. Aus Erfahrung wissen wir schon, daß der nächste freie Termin in ca. drei Monaten sein wird. Ich quäle mich also durch die ganzen Vorfragen und Häkchen, die zu setzen sind, um dann endlich bei Terminkalender anzukommen. Aber nichts geht. Zurück, alle 15 Fragen auf ein Neues beantwortet, einmal, zweimal, nichts geht. Dann sehe ich auf dem Bildschirm einen kleinen Text. „Tut uns leid, Programm ist gerade kaputt“, aber mann bekommt auf jeden Fall eine E-Mail. Mmhh. Passiert. Aber dann den nächsten, übernächsten Tag immer noch nichts. Da wundern sich nicht nur die Refuges über das gelobte Land, sondern auch der Ureinwohner. Zwei Wochen später, immer noch keine blauen Tage (das sind Tage, an denen Termine frei sind) zu finden. Ich telephoniere mit Lilija. „Lass mich mal versuchen.“ Auch bei ihr auf ein Jahr in die Zukunft nichts blau, alles graue Soße. Also Telephon. Das habe ich heute probiert. Da spricht nur der Computer, wohin mit welchen Problemen, wann ist dort offen und wie kommt mann dahin. Gut, da bleibt mir nichts Walter Ulbricht, Morgen elf Uhr, vor dem Aufstehen, muß ich mich wohl in die Schlange stellen.
Zur Sicherheit ein letzter Versuch, jetzt sehe ich nur noch den Rahmen des Monats, aber keine Zahlen mehr. Und nun klingelt es bei mir. Ich bin bekennender Chrome Benutzer. Mir geht Mozilla auf den Wecker und Explorer sowieso.
Ich wechsele zu Mozilla, und, oh Wunder, schon ist alles da. Blaue Termine, Bestätigungs-Mail (Zweiter Oktober!!). So far, so good.
Aber bitte, auf welcher Web-Seite war ich denn? Auf der Webseite des Mauerers aus Kleinkleckersdorf, daß sie nicht für Chrome optimiert ist. Mal abgesehen davon, könnte das ja auch gleich auf Seite eins stehen, welchen Browser der Programmierer schick findet, und wir alle schick zu finden haben. DHL und Hermes laufen besser auf Mozilla, schon das ist schlimm genug, daß solche großen Firmen die Browser nicht optimieren, eBay, PayPal auch nicht anders. Jedes Telephonat mit einem Callcenter fängt damit an, daß ich den Browser wechseln soll. Nix!

Aber bitte, der Berliner Senat, Internet 4.0 labbernd, optimiert die seine Webseite nicht? Ist nicht längst klar, daß jede Seite für mindesten Internet Explorer, Opera, Mozilla und Chrome funktionieren muß? Und die Seite, auf der sich unsere künftigen Mitbewohner einloggen sollen, doch wohl auf jeden Fall und eigentlich noch für viel mehr als nur diese klassischen vier. Selbstverständlich. Aber dafür fehlt das Verständnis, schlicht. Das Tagtägliche ist ja auch nicht so schick, wie der weite Blick in die goldene 4.0 Zukunft.

Morjens


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