Ich glotz TV: Marco Polo (Netflix)

Tach,

Nachdem Burning Series zum gefühlten 113. Mal wieder nicht erreichbar ist, ich irgendeinen Player, ausgerechnet über Usenet runterladen soll, habe ich gedacht, ich schaue mal bei Netflix zur Probe vorbei. Amazon Prime habe ich sowieso, aber die Auswahl ist nicht so prickelnd und das, was mich interessiert, habe ich durch. Zu meinem Erstaunen haken die Filme von Amazon auch öfter, obwohl ich eine 50MB Linie habe. Auch ein Grund, daß ich mir vielversprechende Serie als DVD kaufe, weil ich es leid bin, wenn sie haken.
Im Prinzip bin ich der Richtige für diese Art Serien zu sehen. Alles am Stück. Ich warte auch lieber, daß eine Staffel abgeschlossen ist, als daß ich jede Woche neun verschiedene Folgen neun verschiedener Staffeln sehe. Das ist ja das klassische Fernsehen, jede Woche eine neue Folge von Dallas.
Also Netflix. Gleich vorweg, die Art wie mann nach Filmen oder Serien suchen kann, passt mir gar nicht. Mann sieht nie alles, was angeboten wird, sondern bekommt aufgrund des Suchbegriffs eine Auswahl. Ich denke lieber selbst. (Ein Grund, warum ich keine Schallplattensuchlisten habe und auch keine für Bücher)
Warum auch immer, bei Marco Polo bin ich hängen geblieben, es gibt zwei Staffeln zu 10 Folgen, verspricht vier Tage gucken, ohne daß ich nachdenken muß, was ich als nächstes sehe. Junkie.
Nun, die Geschichte Marco Polos kennt jeder. Zusfass.:, wie mein Deutschlehrer Otto Citron immer gesagt hat, MP schmuggelt sich auf das Boot seines Vaters in Venedig, wird entdeckt, kommt mit ihm nach China, bzw. in die Mongolei bis zum Kahn. Papa läßt ihn da, als Geschenk, Pfand, MP steigt auf und irgendwann, Jahre später ist er wieder in Venedig, im Knast, und schreibt seine Erlebnisse auf. Die eine oder andere Verfilmung hat jeder schon mal gesehen. Meist als Mantel-und-Degen Version.

Der mit dem coolen Haarschnitt ist der Kahn.

Zur Netflix Serie finden Spiegel- und Zeit-Online auf Grund dessen, daß diese Geschichte eben jeder kennt, könne eben keine Spannung entstehen. Wir wüßten ja von Vornherein, daß Marco letztlich nie richtig in Gefahr ist, wieder in Venedig ankommt. Folge ist, die Serie sei durchsichtig und flach. Ganz so schlimm ist es nicht. Und, Entschuldigung, alle Helden in allen Serien blieben am Leben, wie sonst sollte es eine Serie werden? Die einzige Serie, die ich kenne, wo die Helden häufig wechseln, ist Spooks. Es ist lange her, ich glaube über die 10 Staffeln gibt es vier Hauptdarsteller, die immer den Job des Vorgängers übernehmen.

Noch vor meiner intensiven Reisezeit, als ich ein musikalisches Seidenstraßen Projekt vorbereitet habe, dachte ich, es sei an der Zeit nun endlich mal Marco Polo zu lesen. Passt ja auch sonst, in das, was ich lese. Aber ähnlich wie bei „Tausend und eine Nacht“, oder Märchenbüchern ist es so, zu mindestens soweit ich gekommen bin, die Städte, Länder, Völker, Gewohnheiten der Menschen, die Marco Polo auf seinen Reisen trifft, werden sehr kurz abgehandelt. Eine Seite, zwei vielleicht. Das macht mir Banausen keinen Spaß zu lesen, ich mag es lang, die Kapitel sollten wenigsten 10/20 Seiten haben, so blieb das Buch liegen und ich habe es nicht beendet und bin nicht zu der Stelle gekommen, in der die Serie spielt. Ich kann also nicht sagen, ob die Serie nah am Buch ist oder nur Episoden daraus aufgreift.

Großes Kino ist die Serie allerdings auch nicht. Es ist, was ich als Kind geliebt habe, im Herbst und Winter sonntags auf der Couch in einer Decke, Caro-Kaffee und Spekulatius und dann einen Ritter oder Piratenfilm sehen. Der Vergleich, der kommen muß, ist Games of Thrones. Das Intro zu den Folgen ist ähnlich, ähnlich schön. Aber das war es auch, letztlich geht es auch bei Marco Polo um Intrigen aller Art. Aber im Gegensatz zu Game of Thrones, wo die Intrigen langeläufig sind und durchaus Shakespeare Charakter haben, sind sie bei Marco Polo kurz, durchschaubar, und immer wieder gleich vergeben und vergessen, damit der Film weiter vor sich hin plätschern kann. Vielleicht liegt das auch an der Vielzahl der Drehbuchautoren. Es plätschert vor allem auch, weil die Darsteller keine Ausstrahlung haben, weder Marco Polo noch der Kahn. Das ist immer schwierig, endlich gibt es mal Schauspieler, die nicht aus dem Top 25 Pool kommen, und dann ist es auch nicht richtig. Verstärkt wird das noch für den deutschen Zuschauer durch die schwachen Synchronsprecher. Auch dort mal, bis auf den Papst, keine bekannte Stimme, aber leider auch keine Entdeckung. Trotzdem ist es Unterhaltung und mann kann es am Stück sehen.
Es gibt Dinge, wie in allen Serien, über die mann hinwegsehen muß. Z.B. ist ein Ziehsohn des Kahns sein Kanzler, er läßt sich in seinen Räumen ein Wandgemälde über seinen Lebensweg malen, an dessen Ende er als neuer Kahn, mit dem Kopf des Alten in der Hand, steht. Im Palast des Kahns, und niemand sieht das, entdeckt das, in einem Staat, wo jeder jeden verpetzt? Für wie doof halten die uns? Ausgerechnet ein blinder Mönch aus Nordchina weiß einen Geheimgang im Palast des Kaisers in Südchina, und blind wie er ist, findet er ihn auch? Marco, der in der letzten Folge bereits verstoßen ist, sieht einen Angriff kommen, reitet zurück, rettet den Kahn, sagt: „Wir müssen sofort weg“. Und der Kahn folgt MP ohne „Warum?“ zu fragen?

Besagtes Gemälde (Ausschnitt) und der berühmte blinde Mönch „Hundert Augen“.
Was aber für mich generell schade ist und der Serie geholfen hätte, wenn es zwischendurch ein paar „atemberaubende“ Landschaftsbilder gegeben hätte, um die wirkliche Weite der Länder, in denen die Serie spielt, zu zeigen. Auch die Seidenstraße wird zwar oft erwähnt, ist aber leider nie zu sehen.
Ob es eine dritte Staffel geben wird, habe ich nirgendwo lesen können. Mit einem „Cliffhänger“ endet zumindest die Zweite Staffel.

Morjens

Unser Held mal frisch gewaschen.

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