Mein St. Petersburg – Mit der Hand in der Keksdose erwischt

Tach,

Mit der Hand in der Keksdose erwischt werden, der Albtraum aller Jungen, vor noch nicht allzu langer Zeit.

Lilija hat mich quasi mit der Hand in der Keksdose erwischt. Bei Ashan, in der Selbstbedienungsabteilung, ich habe versucht mir eine Tüte Kekse zu füllen. Echt versucht, ich wollte sie ja nicht in die Hände nehmen, sondern das Schäufelchen, das dazu vorgesehen ist, benutzen. Bloß für diese Kekse waren sie zu klein bzw. die Kekse zu groß. Im Zweifelsfall bin ich zu doof. Ein Keks eine Schaufelfüllung? So ungefähr.

Thomas packt sich Kekse ein und Lilija knipst es – Qualität (Mobiltelephon) ist wegen der grellen Beleuchtung Ashan nicht so doll. Mit original russischen Knoten.
Auch abwiegen will gelernt sein – noch einmal von Vorn und geschafft.

Aber darüber wollte ich gar nicht erzählen. Sondern über diese speziellen Kekse.

Eins der ersten Dinge, die mir auffielen, als ich vor gut achtzehn Jahren das erste Mal nach Russland kam, waren in den Läden die Keksabteilungen. Große Abteilung in jedem Lebensmittelmarkt, egal wie groß oder klein er war.  Dort gab es nicht Bahlsen oder Leibniz ohne Ende, sondern abgepackte No-Name Kekse. Kekse a la Kaffeegebäck. Mürbeteig mit einem Klecks Marmelade in der Mitte z. B., meist waren diese Kecke in einer Styroporschale. Wie bei Muttern bzw. Großmuttern vor fünfzig Jahren, wenn die Familie am Sonntag zum Kaffee kam und das „gute“ Geschirr auf dem Tisch stand. Bei uns gibt es eine Sorte mit Zuckerstücken drauf, ich glaube, die heißen Kaffeekränzchen und sind letztes Jahr von 99 Cent auf über einen Euro geklettert und eine Tüte gemischte Kekse, in der auch cremegefüllt Schrecklichkeiten drin sind, oder Kekse auf einer Seite mit Schokolade überzogen und immer kleben einem die Finger davon, und als Junge schmierst Du Dir das an die Hose, wischst dort die Finger ab und bekommst dann selbst von Muttern eine geschmiert. „Wisch Dir nicht immer die Hände an der Hose ab!“ So richtig schön fünfziger Jahre Zeug. Und noch etwas, immer liegen sie ganz unten im Regal. Noch sind sie relativ billig. – Da fällt mir ein, daß ich in England und Irland immer eine ganz bestimmte sorte Ginger Kekse gekauft habe.

Die Lieblinge der Birrischen Familie.

In den Läden hier kommt es mir so vor, als bekämen sie die Kekse in großen Kartons geliefert und packen das dann selbst ab. Es ist ja auch nie die gleiche Menge drin. So wie sie auch Käse selbst verpacken und dabei die Kunden übers Ohr hauen. (Das geht so: der Käse wird, bevor er in die Folie kommt, nassgemacht. Warum? Na, weil er dann schwerer ist, ihr Blitzmerker. Unwesentlich, fällt nicht auf und mann merkt es erst zu Hause, wenn er ausgepackt wird.)

Die oben beiden Reihen sind so wie ich es in Erinnerung habe, diese Läden sterben aus und mit ihnen die Kekse. Wir rennen ja auch nur noch in die immer gleichen Supermärkte. Die Reihe unten ist bei den Georgiern im Laden um die Ecke auf dem Block von uns.

Meine Schwiegermutter, Lea würde sagen Schwimu, hatte immer eine bestimmte Sorte auf der Datscha. Die habe ich immer weggefuttert. Recht schnell wurden diese Kekse für die Familie zu Sperrgebiet, die wurden für „Malinki Malchik“ extra besorgt. Dann habe ich sie mir auch selbst in der Stadt gekauft, zum Thee ganz wunderbar.

Was ist das Besondere an meiner Lieblingsorte? Das ist eben schwierig, weil sie gar nicht besonders sind, „stinknormal“ hätte meine Mutter gesagt. Es sind Haferkekse und Zucker ist auch drin. Fertig. Aber das ist es doch eben, haben wir nicht alle irgendein Essen oder Getränk, das wir abgöttisch lieben und uns alle an andern leicht zweifelnd angucken und mit dem Finger an Stirn tippen? Pico liebt Katzenzungen und ich Schokolinsen – ja gibt es noch, bis vor kurzem in der Metro, jetzt haben die nur noch Katzenzungen. Aber Amazon und ebay! helfen da weiter. Bei den Schokoladen Kreationen, die es mittlerweile gibt, ein Frevel. Na und? Ich könnte mich verteidigen und sagen, es gibt hier Kekse, die schmecken noch mehr nach nichts. Mache ich aber nicht. Und was ist denn der klassische Butterleibnizkeks anderes als Nichts? Und ich schwöre, die besten Schokokugeln zu Weihnachten bzw. Schokoeier zu Ostern sind die billigen, die, die immer im Netz sind. 99 Cent, wenn sie teuer sind. Und wenn wir gerade dabei sind, „unser“ Gewürzspekulatius für 88 Cent, wer kann sich das denn noch leisten?

Also bin ich heute noch mal los und habe noch ein paar erklärende Photos für euch gemacht. So bin ich.

Die Kekse mit Marmelade hat Lilija heute gekauft, ich die in Schale in einem Laden am Heumarkt.

Morjens

Meine russischen Lieblingskekse.
Alle Photos Lilija und Thomas Birr-Tsurkan p & c 2017

 

 

 


Eine Antwort zu “Mein St. Petersburg – Mit der Hand in der Keksdose erwischt”

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