Mein St Petersburg – Weihnachtsmarkt auf dem Pionerskaja Ploschad

Tach

Am Sonntag den zweiten Januar waren wir auf dem Weihnachtsmarkt, der auf dem Platz der Pioniere, Pionerskaja Ploschad, stattfindet. Das ist eher im weitesten Sinne noch Centrum. Es ist in der Straße, wo mein St Petersburger Lieblingsbahnhof ist, der Vitebsky Voksal, Vitebsker Bahnhof. Ein Jugendstilbahnhof. Soweit ich es beurteilen kann, ist es dieses Jahr der einzige Weihnachtsmarkt gewesen, abgesehen von ein paar Buden am Moskauer Prospekt weit oben, in Richtung Pulkowo.

Dabei gab es mal mehr, alle in Nevski Nähe. Einer fand am Ostrowski Platz rund um das Denkmal von Katharina der Großen statt. Und es gab einen „Deutschen Weihnachtsmarkt“ auf Platz vor der lutheranischen Petrikirche. Ganz nett war auch ein Markt vom Nevski entlang der Straße zum Ploshchad‘ Iskusstv, dem Platz der Künste, der ist zwischen der Philharmonie und dem Russischen Museum, das Mikhailovsky Theater ist auch an dem Platz. Dort habe ich Eugen Onegin (Puschkin/Tschaikowski) gesehen, und bin nicht eingeschlafen.

Auf der Straße zum Nevski, auf der Seite vom Kempinski, und auf einer Hälfte des Platzes waren Holzbuden aufgebaut. Eigentlich ganz hübsch. Nur…. so ganz einfach vorweihnachtliche Gefühle hat das bei mir nicht geweckt. Aber dafür ist unsere Adventzeit eben auch etwas Besonderes. Und Traditionen müssen auch wachsen. An den Buden konnte mann futtern und es war die Zeit, als Glühwein, der hier „Glintwein“ heißt, aufkam und sich durchsetzte. (Das war lustig für uns, weil ich da schon seit Jahren einen Direkt-Import aufgemacht hatte, den Guten von Aldi. Wir haben unsere Freunde zum Glühwein trinken nach Hause eingeladen. Bzw. haben ihn auch zu dem, von mir schon mehrfach erwähnten, Wintergrillen auf der Ostsee mitgenommen. Und so unsere eigene Tradition gegründet. (Wo Birr ist, ist vorn.)) Glühwein hat sich so sehr durchgesetzt, daß mann ihn jetzt das ganze Jahr über kaufen kann, genauso wie auch in Metro das ganze Jahr über das hauseigene Lebkuchengebäck angeboten wird. Muß ja jemand kaufen, sonst würden sie ihre teueren Verkaufsplätze nicht dafür hergeben. Und warum nicht mal ein paar Tassen Glühwein bei 30 Grad Hitze im Sommer, statt immer nur bei minus 20 im Winter. Klingelt auch schneller, auf jeden. Der Markt bei Katharina war nicht so schön, es war mehr ein Rummel mit viel Lärm und Gesaufe, nicht meine, nicht Lilijas Welt. Ich habe diesen Markt unangenehm in Erinnerung. Nun, wie dem auch sei, jedenfalls war das alles dieses Jahr nicht zu sehen.

Hier geht es schon bunt zu, Blini, Würstchen und Sauerkraut, Popkorn und Maronen.

Bei der TiB (Turngemeinde in Berlin) hatten wir die vier F: Frisch, Fromm, Fröhlich, Frei. In St Petersburg hatte ich nur drei F: Frieren Für Fans

Der „Internationale Neujahrs- und Weihnachtsmarkt“ findet jetzt auf dem Pionerskaja Ploschad statt. Erst hat mir das gar nicht gefallen. Es dauert auch, bis ich die Idee, die hinter diesem Markt steckt, verstanden habe. Ich mußte erst etwas warm werden damit. Auf dem Platz stehen Holzhäuschen, alle gleich groß, ein Häuschen quasi ein Stand. Es ist eine Mischung aus Christkindlmarkt und den früher so beliebten Kolchosenmärkten, aus der Sowjetzeit.

Das ist das Klassische aus alten Zeiten: Wurst und Speck aus Belarus (Weißrussland), Pilze und Beeren aus Karelien. Halwa, Nüsse und getroknete Früchte. Die Starschuhe sind nicht klassisch und wo sie herkommen, weiß ich nicht mehr.

Es gibt einen großen äußeren Gang/Kreis mit gegenüberliegen Buden. In der Mitte gibt es einen zweiten Gang, der besteht wieder aus gegenüberliegenden Buden, der Gang ist überdacht und man kann dort sitzen. Hier ist nur Essen und Trinken. Piroggen, gebratene Würste, Gebäck, Schaschlik, Glühwein, Bier alles durcheinander. Die zweite Hälfte der Mitte ist eine Eisbahn. Am gegenüberliegenden Ende vom Eingang, am Kopf von dem Markt, hinter der Eisbahn, gab es eine Bühne und Fahrgeschäfte für Kinder. Überschaubar alles, nett.

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Ich will nicht nörgeln, aber dieser Fress-Parcours in der Mitte: Sitzen?… ach dann lieber doch nicht, nicht wegen der Kälte. Sondern weil keiner abräumt, die Tische saubermacht, die Stühle vielleicht auch mal abwischt. Eine Frau hatte einen Kaffee/Theestand mit zwei runden Stehtischen daneben, die von andern Buden mit genutzt wurden. Ihr Drittel des Tischs hat sie abgewischt, der Rest, mit wirklich ekligen, dreckigen Speiseresten hat sie nicht interessiert. Naja, vielleicht bin ich auch nur eine westliche Mimose.

Die Republik Karelien bietet Bestes. Mit diesem Land zwischen St. Petersburg und Finnland möchte ich mich auch näher befassen. Ich lese mich gerade ein. Aber wann? Im Winter ist es saukalt und im Sommer gibt es die Menge Mücken. Die Probe wird auch für mich sein, diese eingelegten Pilze zu genießen. In der Suppe, in der Pfanne, ok, aber eingelegt? Anderseits behaupten sie auch die Erfinder der Banja zu sein, damit kann ich den Winter überstehen.

Die Idee für die äußeren Buden ist, daß jede Bude ein anderes Land ist, eine Stadt, ein Bezirk. Das steht dann auch oben auf den Giebeln der Stände. Also es gab z.B. Georgien, Deutschland, Nepal, die Schweiz, oder die Republik Karelien, die Städte Tula und Riga, und alle bieten ihre Spezialitäten an. Meist kann mann auch was gleich zum Futtern kaufen. Aus Karelien z.B. gab es Pilze und Beeren, getrocknete und eingelegte / eingemachte. Aus Riga gab es Fischkonserven auf der einen Hälfte des Standes, auf der anderen Hälfte Schockolade. Aus Tula große Lebkuchen. Ich bin ja hart gesottener Vegetarier, zwei Stände hatten große Hirschköpfe als Dekoration, hier gab es Hirschfleisch. Lilija hat zwei Dosen gekauft.

 Die Schweiz, ein dröger Deutschland Stand, Tschechien mit den leckeren Würsten.
Die Stände von Riga und Tula. Wie die Lebkuchen aus Tula schmecken, weiß ich noch nicht. Auf jeden Fall riechen sie anders als deutsche.
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Kind sieht Hirsch, Hirsch sieht Kind.

Alles aus Hirschfleisch steht auf dem Zettel. Zwei Stände aus dem Autonomen Kreis der Jamal-Nenzen.

Wir haben an einem georgischen Stand haltgemacht. Hier gab es Hatschapuri, der wurde dort frisch gemacht. (Leser meines Bloggs wissen natürlich, was Hatschapuri ist, aus den Einträgen zum Neuen Markt in Odessa. Für alle andern, es ist eine Art Fladenbrot gefüllt mit einem typischen Käse, der etwas säuerlich ist. Kommt eigentlich aus dem Tandir ( http://birrs-world.com/?p=2821 )) Die Schlange war nicht so lang, Lilija hat sich angestellt. Ich habe gedreht. Es zog sich doch etwas und wir haben zwischendurch gequatscht. Worauf dann eine Frau gefragt hat, ob das deutsch sei, werden ich/wir öfter gefragt. Ja. Sie kann auch deutsch. Dann hat sie einen Moment überlegt und gesagt, ihr fällt was ein, was sie im Unterricht auswendig gelernt haben: „Die Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik……“ weiter wußte sie nicht mehr. Die Dame war es auch, die uns Hatschapuri essend photographierte. Gegenüber gab es einen Stand mit Glühwein und Kwas. Lilija ist los etwas zum Trinken holen. Tja, ging nicht, der Kwas war eingefroren. Passiert. Es ist eben doch etwas kälter hier, manchmal, in Lilijas Auto ist nicht das Scheibenwischerwasser eingefroren, sondern der Motor der Pumpe dazu. Der Markt hatte auch Metalldetektoren, durch die jeder bei Rein- bzw Rausgehen durch mußte. Passierte aber nichts. Eingefroren.

Hier gibt es Glühwein, und gefrorenen Kwas. Schade, sie hatten ihn sogar aus dem kleinen Fass.
Lilija hat Hatchapuri gekauft. Thomas ißt und amüsiert sich königlich.

Aber traditionelles Handwerk gibt es, z.B. Tapki (Hausschuhe) und die berühmten russischen Filzstiefel (Valenki), die jeder aus russischen Märchenfilmen kennt. Mehrere Stände hatten Meter hoch ihre Tische beladen mit Speck und Hartwurst. Sah sehr lecker aus. – Sitzen, einen Streifen Speck, Stück Brot, ein scharfes Messer und Wässerchen dazu, was braucht mann mehr in Russland. –

Nachden Hatachapuri sind wir weitergezogen und haben nun aufgepasst, daß wir die Stände auch so photographieren, daß alles schön zu sehen ist und nicht nur Ausschnitte. Die Eisbahn wurde gerade präpariert, aber nicht mit einer Maschine, die alles schön gleichmäßig glattmacht, sondern auf die denkbar einfachste Weise: besprüht mit Wasser aus einem Gartenschlauch, Abschnitt für Abschnitt.

Die Stände von Weissrussland, aus dem Novgoroder Gebiet, dort gab es Vobla (getrockneten Fisch), Indien, Republik Karelien, Serbien. Der Stand von Gagausien war geschlossen. Aus dem Rostover Gebiet kam viel Halwa, die berühmte Süßigkeit aus gepressten Sonnenblumenkernen. Halwa ist im ganzen Osten verbreitet, jeder hat’s erfunden, ich denke, es kommt ursprünglich aus dem Kaukasus. Es gibt es z.B. auch in Polen und natürlich in der Türkei. In Deutschland kann mann es in jedem Türkenladen in unterschiedlichen Varianten kaufen.

Dann sind wir nach Hause gefahren.

Eigentlich hätten wir ruhig nochmal hingehen können, aber dann kam etwas dazwischen, doch das ist eine andere Geschichte………….

Morjens

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