Birr kocht – Kartoffeln mit Tworog und Leinöl in Odessa

Tach,

Auf dem Markt habe ich frisches Leinöl gekauft. Leinsamen gibt es bei den Körnerständen, neben Sonnenblumenkernen (mit und ohne Schale), Kürbiskernen, Walnüssen zuhauf kaufen. Pinienkerne gibt es bei den Gewürzständen. Mit Lilija hatte ich Leinöl in Odessa vor zwei Jahren auf dem andern Markt, dem Privoz, gesehen und gekauft (?), weiß ich jetzt gar nicht mehr, es war ein Ölstand einer Familie, die selbst pressen. Aber 2014 waren wir auch in Wologda, Stück rechts Richtung Mitte in Rußland, von Moskau aus. Dort habe ich das erste Mal Leinöl in Rußland gesehen und später dann auch diese Marke in Petersburger Läden. In Wologda habe ich Tworog gekauft und Kartoffeln und wir haben ein Berliner Essen in der Taiga gehabt.
Das war aber schon schwierig. Der Grund ist einfach. Tworog heißt in der Übersetzung auf Deutsch Quark. Aber nach deutschen Gesichtspunkten ist das kein Quark. Finde ich jedenfalls. Leicht säuerlich, manchmal; aber auf jeden Fall sehr krümelig. Am ähnlichsten ist es für uns mit Frischkäse bzw. Schichtkäse zu vergleichen. Auch ein Unterschied, je weniger Fett dieser Käse bei uns hat, desto krümeliger ist er oder umgekehrt. Und hier gibt es diesen Krümmel-Tworog auch mit hohem Fettanteil. Solch „cremigen“ Quark, in einer „Masse“ wie wir ihn kennen, gibt es gar nicht. In Wologda habe ich etwas Mineralwasser mit Kohlensäure und Joghurt, oder Smetana (Sahne) runter gerührt.
Meine Hauptfrage aber, was kocht denn eine Russin oder eine Ukrainerin mit Leinöl, ist bis heute unbeantwortet geblieben. – Ich habe mir von einer Mühle im Spreewald ein Heftchen schicken lassen, weil es Leinölrezepte haben sollte. Tja, das waren alles Variationen von Kartoffeln mit Quark und Leinöl – mal mit Hering, mal ohne, lächerlich. Sicher mann kann es zum Braten benutzen, Kartoffelpuffer sollen gehen damit. Aber wer macht das denn bitte? Meine Lehrerin Larissa hat mir erzählt, sie nehmen Leinöl für Salat und in der Fastenzeit rühren sie Salz an das Öl und dippen Brot mit Zitrone.
Also, ich habe den Tworog nicht auf dem Markt gekauft. Vielleicht erinnern Sie sich an einen Beitrag, aus dem letzten Jahr, in dem es Photos der Tworogberge in der großen Markthalle auf dem Neuen Markt zu sehen gab. (www). Weiß ich wie frisch das wirklich ist, wie oft es aufgebaut und abgebaut wurde und wie lange es dort im Freien lag? Ich muß nicht schon wieder auf das Klo rennen. Also habe ich nach Gefühl abgepackten Tworog im Supermarkt gekauft, gekühlt gelagert.
Mineralwasser mit Kohlensäure hatte ich nicht und Joghurt auch nicht. Ich wollte es sowieso pur versuchen. Mit Frühlingszwiebeln und Pfeffer. Die Kartoffeln waren neue Kartoffeln. Es hat geschmeckt, nur eben anders, schon das Leinöl schmeckt „dünner“ und es riecht nicht so intensiv wie unseres. Der Tworog schmeckte auch ganz anders. Das war ja das erste Mal. Ich werde es später noch einmal kochen. Denn Larissa hat von einem besondern Stand auf dem Privoz Markt erzählt…. Da gehen wir Sonnabend hin und haben eine Unterrichtsstunde im Freien mit Menschen. Und dann gibt es hoffentlich eine interessante neue Geschichte.

Morjens


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