BUGA 2015 – Brandenburg Stadt
Tach,
Sonnabend, am ersten August, sind Lilija und ich zur BUGA nach Brandenburg Stadt gefahren. Die findet ja bekanntlich dieses Jahr das erste Mal in mehreren, fünf, Städten gleichzeitig statt, alle im Havelland, alle in Brandenburg County. Riesentheater, klar, aber zur Hälfte nicht die gewünschte Besucherzahl. Also sind wir hin, zum Unterstützen. Auch weil ich etwas über viele Rosen gelesen habe, und das ist ja immer schön für das angetraute Weib. – Ich vermute das, von den geschätzten 1,2 Millionen Photos von Lilija sind 1,19 Millionen Blumen, 95.000 Katja, 4995 die Eltern, 5 von mir.
Im Vorfeld hatte ich versucht schon mal zu eruieren, wo was stattfindet und bin, wie das heute so ist, auf die Webseite gestoßen: http://www.buga-2015-havelregion.de Schon das Logo ist ein 70ziger-Jahre-ach-bin-fröhlich-Grauß. Die Seite ist um so schlimmer, na, das ist nicht richtig. Schön ist sie nicht, aber vor allem inhaltslos. Poor, wie wir Engländer sagen. Wer irgendwie gerne einen Gesamtüberblick hätte, um sich eine Tages- oder mehrere Tage-Tour zusammenzustellen, scheitert. Also habe ich nach einem Programmheft oder Magazin gesucht. Gibt es gar nicht. Dann habe ich einen Reiseführer Brandenburg gekauft (SIC! Das mir als Preuße) weil der damit warb, daß die BUGA mit eingearbeitet ist. Na, das ist sie, dafür ist der Rest dann platt, also noch einen Dumont Reiseführer Brandenburg zugelegt, mann muß ja vorbereitet sein, wenn die Frau kommt. – Anderseits mache ich das nun schon seit Jahrzehnten so, seit ich das erste Mal 1972 in Irland war. Da habe ich dann hinterher gelesen, wo ich überall war, und was ich mir hätte ansehen können und nicht getan habe, weil ich es nicht wußte. Jetzt also vorher einen Plan machen, was alles interessant ist, und dann vor Ort entscheiden, ob wir da tatsächlich hin wollen. Dann kann mann sich nicht ärgern bzw. selbst Schuld, eigene.
Wir sind also los und am Sonnabend Mittag zur Ferienzeit, halbe Stadt leer, im Stau auf der Stadtautobahn gelandet. Da kommt Freude auf. Also runter und über Staaken zur A 10. Knüppeldick voll, aber wenigstens kein Stau, erst hinter Potsdam leerte es sich etwas. Wir sind den BUGA-Pfeilen gefolgt und auf dem offiziellen Parkplatz angekommen. Eintritt 12 € – Ok, sollte ja eine Menge zu sehen sein an verschiedenen „Locationen“ in der Stadt. Hier gab es auch Faltblättchen für jeden der 5 Standorte eins. Betonung liegt auf „Blättchen“. Leider habe ich mir vorher nicht einen Stadtplan angesehen und mir einen eigenen Parkplatz gesucht. Vom Parkplatz geht ein neu gemachter Weg an der Havel entlang zum Eingang Packhof, wo wir anfangen wollten. Tja, der Hacken für mich und meinen Klumpfuß, der Weg ist schon 1,5 KM lang, auch wenn es hübsch zu laufen ist. Auch wenn wir an einer dreißiger Jahre Turnhalle und dem entsprechenden Stadtbad vorbeigekommen sind. Stadtbad steht zum Verkauf, Schnäppchen für 230.000 €. Allerdings denkmalgeschützt, und es muß mal wieder „was mit Kultur“ rein. Vielleicht „Theater fällt ins Wasser“ oder so was Lustiges. Reizen tät es mich schon, und dafür würde ich auch Brandenburg mit in Kauf nehmen. Eigenes richtiges Schwimmbad, eigener Bademeister ist gerade in der Ausbildung, was willst Du mehr.
Menschen mit Rollstuhlfahren werden sich auch bedanken rauf, runter etc., aber barrierefrei, wie sich das Neudeutsch schimpft. Unterwegs hat Lilja noch den “Ur-Hund“ photografiert. Jetzt wissen wir, warum die Ohren bei Hunden kupiert werden, dann sieht mann nicht, daß es Teufel sind.
Endlich gemeistert und im Packhof angekommen. Als Rentner mit schwacher Blase als erstes gescheckt, wo die Klos sind. Und dann ging es endlich rein. Die einzelnen Abteilungen sind umzäunt und sollen Gerippe von Schiffen darstellen, die Abteilungen heißen dann auch Nordstern – Andreas – Gustav – Luise – Lina Marie. Alles Schiffe aus Brandenburg. In den Schiffen dann immer viel Platz. Großzügig. Im ersten Teil war zu lesen, daß die Werft 1962 geschlossen wurde, und der Packhof von der Natur zurückerobert wurde, also haben sie es gleich so gelassen. Wenn mann aber dort steht, den vielen Platz zwischen den gepflanzten Blumen sieht, und der Idee es einfach zu so lassen kommt einem der Gedanke „Sparhans ist Küchenmeister“. Auch ein hölzerner Bücherregal mit 20 Büchern und einem Lesestuhl davor reißt es nicht raus. Eher das Gegenteil, irgendwie ist alles zusammen genagelt. Billig. Hauruck wir machen eine BUGA mit Kultur!
Das war noch eine der nettesten Ideen, Blumen als Bilder an der Wand
Leider hat sich mir auch kein Sinn in den einzelnen Abteilungen erschlossen, manche waren hübsch, über den Ahorn zu lesen interessant, hätte aber mehr sein können, die Eiche war schon eine Doppelung und der Hauptbaum der Streusandkiste des heiligen römischen Reichs deutscher Nation, die Kiefer und dann gleich folgend die Birke gab es gar nicht. Diese Schulwanderungen im Sommer, heiß, und dann immer durch den trockenen Wald, der keinen Schutz bietet vor der Hitze. Langeweile und „Mir ist so Brandenburg“, womit verbindet mann das, wenn nicht mit Kiefer und Birke.
Ein paar hübsche Blumenbilder die Lilija photograhiert hat
Lilija hat für die Oma Blumenzwiebel gekauft, und ich wollte Postkarten und Kaffee. Ich finde es ja gut, wenn Langzeitarbeitslose einen Job bekommen, dann kann man entspannen an der Kasse, während die im Kopf rechnen und sich gegenseitig korrigieren. Ein Riesen-Café, mit „deutsche Küche“, klar, wenn die ganzen Rentner kommen, wollen die nicht Pasta, sondern Königsberger Klopse oder Bockwurst. Kochfisch gab es auch. Alles ok, wenn es nur nicht so gestunken hätte, wie an einer Frittenbude vermischt mit DDR-Putzmittel. (Ick persönlich glaube ja, daß es geheime unterirdische Fabriken gibt, in denen das ganze abscheuliche Zeug aus dem Osten weiter hergestellt wird. Wie sonst kann es, 20 Jahre nach dem Mauerfall, immer noch nach dem Zeug stinken. Wie sonst kommt es, daß es immer noch solchen Kaffee gibt? – nach Rußland wird das auch exportiert.)
Haveland, Äpfelland
Zwei Pfund, Drei Pfund, Vier Pfund rund,
Äpfel sind ja so gesund.
Gleich hinter dem Havelstrand, gleich hinter der Düne
Äpfel aus dem Havelland
(Eins der vielen „genialen“ Lieder des Oktoberclubs)
2 x Tchibo Café Latte aus dem Selbstdrückautomaten, drei Stück Blechkuchen. Das ganze für 16.90 €. Fett. Aber wir lassen uns die gute Laune nicht verderben, wir hätten heute auch woanders sein können, waren wir aber nicht, die Sonne schien, es war ein schöner Tag, und endlich mal wieder aufs Land gefahren.
Die fast netteste Idee ist, daß zwei Ausstellungsplätze, St. Johannis – darüber schreibt Lilija – und der Packhof, und als drittes der Parkplatz mit Booten angefahren werden, ein Fährdienst. 1€ pro gefahrene Station. Wir sind dann hinterher darauf gekommen: statt zum Packhof zu laufen, hätten wir mit der Fähre fahren können, geht auch für Rollstühle, dann hätte ich mein Tagespensum, laut Telephon App 5132 Schritte, nicht damit verballert bis zur Buga zu laufen und wäre noch nach St. Johannis mit gegangen, aber „wenn der Hund nicht hätte, hätte er den Hasen bekommen“, wie meine Mutter immer sagte. So ist Lilija alleine dorthin und ich bin zum Auto, habe mich über den mitgenommen Kaffee gefreut und Zeitung gelesen, bis sie kam.
Hallo
Das schönste von der BUGA in Brandenburg war für mich die Ausstellung in St. Johannis Kirche. Das, was auf dem Packhof-Gelände zu sehen war, fand ich echt langweilig. Ich schimpfe über die letzten Blumenausstellungen in Petersburg, aber dies war nun noch schlimmer. Vielleicht liegt es auch an mir, ich habe mir mehr versprochen und habe viel mehr erwartet…
St. Johannis Kirche – Fuchsien
Wie Thomas schon schrieb, bin ich nur eine Station mit der Fähre gefahren und bei St. Johannis Kirche ausgestiegen, um die dort ausgestellten Blumen zu bewundern. Auch wenn Thomas dachte, daß in der Kirche Rosen zu sehen seien, wusste ich, was für Blumen in St. Johannes Kirche auf mich warteten. Wir sind ja nach Brandenburg am Sonnabend gekommen, und das war der erste Tag der neuen Ausstellung: „Fuchsia“. Das besondere daran ist, daß es eine Kirche ist, die für die Ausstellung genutzt wird. Riesenhalle mit unwahrscheinlich vielen Sorten Fuchsien und andern Blumen, verschiedenste Farben, verschiedenste Größen. Sehr schön, alle diese Pflanzen haben Gold- bzw. Silbermedaillen von namhaften (mir aber nichts sagenden) Blumen-Wettbewerben bekommen. Natürlich habe ich die nächsten 100 Blumen-Photos geschossen, man zählt ja jetzt nicht mehr nach Photos, es ist kein Film mehr drin, der alle sein könnte, es zählt die digitale Speicherkarte, und die „wächst“ mit. Ich war auch nicht die einzige, die immer wieder auf den Auslöser der Kamera drückte. Wie eine Frau dort sagte: „Mann weiß gar nicht, was man als Erstes fotografieren soll, so bunt und schön sind die Blüten“.
Der Name Fuchsia wurde den Blumen von dem Paulaner Pater Charles Plumier gegeben. Auf der Insel Santo Domingo entdeckte er 1695 eine damals neue Pflanze, die er mit nach Europa brachte. Zu Ehren des deutschen Botanikers und Mediziners Leonhart Fuchs gab er ihr den Namen Fuchsia triphylla flore coccinea. Neben der Fuchsie beschrieb und illustrierte Plumier in seinen Reiseberichten noch weitere 219 amerikanische Pflanzen aus 106 unterschiedlichen Gattungen. Viele wurden von ihm nach berühmten Botanikern benannt. Neben den Fuchsien sind das zum Beispiel die Pflanzengattungen Bauhinia, Brunfelsia, Dioscorea, Gesneria, Lobelia, Magnolia und Matthiola. Er hinterließ 6000 Zeichnungen, 4300 sind Pflanzenbilder. Das berühmte Buch „Nova Plantarum Americanarum Genera“ erschien erst paar Monate nach dem Tode des Autors, der an den Folgen einer Malaria-Infektion starb.
Zwischen den Fuchsien waren auch paar andere Blümchen ausgestellt. Erst dachte ich, es seien vielleicht „Verwandte“ der Fuchsia, aber die Suche im Internet danach hat die Hypothese nicht bestätigt. Trotzdem sind die auch schön und wollten auch photografiert werden.
Beim Eintritt wurde die Karte gescant, das ist klar, aber beim rausgehen musste die Karte wieder gescant werden. Damit keiner sich hinter den Fuchsien versteckt? Aber so groß ist die Halle ja auch nicht, daß man sich da verstecken könnte. Brandenburg – Ordnung muss sein.
Lilija
Ich kann mich daran erinnern, daß ich auf meinen Fahrten durch Irland Fuchsien gesehen habe, aber nicht diese gezüchteten Bäumchen, sondern ganze Hecken, die aussahen, als wuchsen sie wild, so wie in Ostfriesland die Rhododendron Pracht einen neidisch werden läßt, auf Inis Mór (Aran Islands vor Galway) zum Beispiel. Ich weiß nicht, ob das die ursprüngliche Form war, in der die Dinger wachsen, aber es hat mich damals sehr beeindruckt. Schade, daß diese Form hier nicht wenigstens nachgestellt wurde.
Thomas
Morjens
Ich möchte auch auf´s Boot!