Der Verfolger – Berlin – Tag der Deutschen Einfalt
Tach,
Ich erinnere mich noch gut an den ersten Tag der deutschen Einfalt.
Raoul und Fionn waren bei mir. Am morgen sollte ich mit pool und den Deutsche Filmorchester Babelsberg nach Los Angeles fliegen.
Aber wir wollten uns das Feuerwerk am Brandenburger Tor ansehen. Die Kinder, drei Jahre alt, waren noch nie in der Nacht unten, auf der Straße gewesen. Also habe ich mit ihnen „geübt“. Zwei Tage vorher sind wir nachts um 23.00 Uhr runtergegangen, rüber ins Estoril und dann noch ins Café Dreiklang, in dem ich damals dreimal die Woche arbeitete. Beides Kneipen / Cafés, die sie kannten. Aber an ihre großen Augen kann ich mich noch gut erinnern und die Fragen, warum nachts so viele Leute auf der Straße sind. Saft und ein Würstchen für jeden. Dann sind wir wieder hoch.
Zu Hause wartete meine Mutter. Denn ich sollte morgens um sechs nach Los Angeles fliegen. Und wohin mit den Kindern? Ihre Mutter sollte sie morgens abholen. Ich konnte sie nicht allein lassen. Es war zwei Uhr. Ich war müde und hatte Angst zu schlafen zu gehen und zu verschlafen. Außerdem wie immer, der Koffer mußte gepackt werden? Nein, Pußtekuchen, da wir mit dem Orchester flogen, war alles Gepäck Spezialgepäck, ich hatte meinen, extra für den Flug gekauften Koffer, schon zwei Tage vorher abgegeben. Ich habe mich dann in eine kalte Badewanne gelegt um wach zu blieben. In L. A. Angekommen, kamen wir dann gleich auf einem Empfang des deutschen Konsuls. So wie es in amerikanischen Filmen immer ist. Herr und Frau Konsul stehen am Eingang und schütteln jedem Gast die Hand. Fehlt nur noch einer, der die Namen aufruft. Geschlafen hatte ich auf dem Flug ganz gut, die Maschine war leer und mann konnte sich querlegen, aber ich hatte Hunger, und nun so ein Häppchen Buffet! Du kannst Dir den Teller nicht voll knallen, weil das alle sehen, peinlich, und wenn Du zehnmal hinläufst, sehen das auch alle, auch peinlich. Von dort bin ich hungrig wieder weg.
Der eigentliche Anlaß der Reise war ein Konzert. Haberkuck Traber hatte die Filmmusik zu Metropolis vervollständigt. Die galt als verschollen. Ein Stummfilm, aber zu seiner Premiere im Ufa-Palast am Zoo in Berlin am 10. Januar 1927 hat damals ein Orchester die Film-Musik gespielt. Dann wurde sie nicht mehr aufgeführt. In einem Saal der Universität von Los Angeles spielte das Orchester zum Film. Es war also das weltweit zweite Mal erst, daß diese Musik mit aufgeführt wurde. Das erste Mal in ihrer restaurierten Fassung. Vorher hielt Diepgen, damals Regierender Bürgermeister von Berlin, noch eine Rede. So habe ich also den ersten Nationalfeiertag (dürfen wir das überhaupt sagen?) zwölf Stunden länger gefeiert als die „normalen“ Deutschen.Morjens
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