Novgorod 2017 – Mittwoch vierter Januar, Rachmaninoff, Kloster und Markthalle
Tach,
Wie es so schön in den sechziger Jahren, in den deutschen Fernsehshows, hieß, wenn russische Musik kam: Zieht euch warm an, die Kälte friert den Darm an … Minus zwanzig Grad am zweiten Tag, und Wind dazu, danke.
Ich wollte unbedingt in ein bestimmtes Kloster, in dem wir auch schon einmal waren, wegen der Wandmalerei, Ich konnte mich an Elephanten, Löwen, Giraffen und sogar einen Delphin erinnern. Ich hatte in Erinnerung, daß die Malerei innen über der Eingangstür war. Ich war etwas enttäuscht, da war es baubedingt sehr dunkel, genau diese Stelle. Aber hauptsächlich hatte ich mich selbst ausgetrickst, ich wohl verschiedene Gemälde, verschiedener Kirchen/Kloster im Kopf zu einem Einzigen gemacht hatte. Es war aber ohne Zweifel eine wunderbare Kirche. Ich bin immer wieder ergriffen, dmütig wenn ich zehn, fünfzehn Meter hoch an die Decke gucke und alles voll mit Ikonen ist. Die strahlen eine unglaubliche Ruhe aus. Mir wird dann ganz friedlich. Es ist als ob mann wahrhaftig in den Himmel sieht.
Das Männer Kloster des Heiligen Juri.
Aber bevor wir zum Kloster des Heiligen Juri gefahren sind, waren wir schon auf der Kremlseite vor dem Kreml – diesmal nicht am Parkplatz vorbei – und haben das Rachmaninow-Denkmal photographert. Wie es sich für echte Russen gehört, natürlich auch schwer gepost und uns gegenseitig photographiert. Das Denkmal ist riesig und ich bin kaum zu sehen, aber Lilija, na ja, mit viel good-will.
Eigentlich, eigentlich wollen wir ja den Kindern, den Eltern und uns etwas Typisches mitbringen aus der Gegend. Brot, Käse, Schnaps, was immer es gibt. Lilija hatte im Netz von Novgoroder Kwas gelesen, Nicolai, den kannten wir, wußten nur nicht, daß er hierherkommt, aber sie hatte ein blaues Etikett gesehen, das kannten wir nicht. Dann sollte es eine Art Met geben, und Leinöl!!!!. Da brachen bei mir alle Dämme. Es macht uns Spaß, auch wenn es etwas stark manisch wirkt, jeden Tag in vier, fünf Läden zu rennen um das Zeig zu finden. Absurderweise gab es Leinöl aus Wologda (da hatte ich überhaupt das erste Mal Leinöl in Russland für mich entdeckt), Moskau und der Ukraine. Nur nicht aus Novgorod. Auf dem Rückweg vom Kloster haben wir extra bei dem traurigen Anblick einer Markthalle angehalten, drinnen war es dann richtig traurig. Aber selbst die hatten nur Leinöl aus Moskau. Geholfen hat dann ein Touristen-Nepp-Laden, die hatten es da. Auf deren Web-Seite war auch das Photo des Kwas mit dem blauen Etikett, wovon sie aber selbst nichts wußten.
Faier Weise muß mann natürlich sagen, daß es im Grunde noch Feiertag war. Und ein Hallenmensch hat geschworen ab Donnerstag/Freitag ist alles wieder voll. Der Stand mit den leeren Waagen ist dann voll mit Frauen, die Quark und Honig verkaufen. Die schwören auf diese Waagen und haben nichts mit neu modischem Zeug am Hut.
Nach Rachmaninow, hatten wir noch andere Statuen auf der Liste, außer der müden Touristin sollte es noch mehr geben am Wolchow-Ufer auf der Händlerseite. Ein Junge, der zeichnet, und ein dicker Bär, der auf einer Bank sitzt. Den Vogelkäfig haben wir selbst gefunden. Beim Photograpphieren des Jungen kam eine Gruppe Menschen vorbei, und ich bat Lilija sie zu fragen: wo der Bär ist. Bär? Kennen wir nicht, wir sind auch nicht von hier. Dann habe ich Lilija geschupst die nächste Frau zu fragen, die vorbei kam.
Der Bär?? Der Bär ist jetzt nicht da. Ich gucke Lilija an, sie mich, spinnt die, was heißt, ist jetzt nicht da? Ist doch ein Denkmal aus Metall, wie kann das „nicht da“ sein. Nee, sagt sie, ist jetzt nicht da. Ich frage, was soll das heißen, macht der vielleicht „Winterschlaf“ oder was? Ja, sagt die Frau, jedes Jahr im Winter wird er weggeräumt, Winterschlaf eben. Ok, sehe ich ein, Bären halten Winterschlaf, also kann das Denkmal nicht draußen rumstehen. Das große Nevsky Denkmal hatten wir nicht auf dem Schirm. Macht aber nichts, wir müssen ja wieder herkommen, wenn der Bär aus dem Winterschlaf erwacht ist.
Lilija ist noch einbißchen alleine rumgelaufen.
Morjens
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