Baby, you can drive my car

Tach,

Baby, you can drive my car… Ach, nee. Heute nich‘. Auto ist doch noch so neu.  Morgen? Da habe ich schon was vor.

Wenn einer ein Auto kauft, dann hat er was zu erzählen. Wir haben einen neuen Bus. Einen VW T5 Multivan.
Und? Nun, einmal laufe ich jetzt mit stolz geschwellter Brust herum. Soll mir nur einer dämlich kommen mit „wir kaufen ihr Auto in diesem Zustand“ oder mich auf der Straße anlabbern, setzt’s gleich was.

Aber eigentlich wollte ich auch erzählen, wie es so ist, in diesem, unserem Land ein Auto zu kaufen. Bekanntlich bin ich ja bekennender Gas-Fahrer – Autogas wohl bemerkt, nicht dieses Zeug, was Mutti empfiehlt: Erdgas. Wir sind mit dem T4 Tausende von KM mit Gas gefahren. Ohne daß sich daraus irgendwelche Probleme ergeben hätten. In Deutschland kostet es immer so zwischen 54 bis 59 Cent. In Russland 18-20, in der Ukraine war es bei 30, günstig. Die alte Kiste hat ja ganz schön geschluckt.
Also mit dem Bus waren wir zufrieden, und um es gleich vorweg zu nehmen, will mann Automatik, Benzin und ein Schiebedach, landet mann bei VW oder Mercedes, alle andern Anbieter haben so eine Konfiguration nicht, zumal wenn es ein paar PS mehr sein dürfen. Der alte Bus hatte 120PS. Im Nachhinein weiß ich gar nicht, warum die überhaupt so angeboten werden, eine absolute Katastrophe für die Landstraße oder das Gebirge. Mal eben an einem LKW oder Traktor vorbei huschen geht damit gar nicht. Aber Landstraße ist das, was ich zu 75% fahre, bei den großen Touren in die kalte Heimat.

Also mehr Dampf unter der Haube. Die ersten drei Wochen habe ich damit zugebracht das rauszubekommen. Dann war klar, wir kaufen einen neuen T6, einen Jahreswagen oder so etwas. Irgendwann bin ich zu einem VW Händler gedackelt und habe mich danach erkundigt. Und nun, liebe Freunde, festhalten, im Zeitalter des VW Skandals, T6 ist nur am Anfang als Benziner gebaut worden, für ein Jahr, seit Februar 2018 gibt es neu nur noch Diesel. Aber nicht nur das. Es gibt für den T6 Benziner auch kein Gutachten für Gas. Es gibt für den T5 ein Gutachten für Gas, aber nur für die Version mit 129 PS. Das bedeutet konkret für alle andern T5 / T6 Typen, ja, mann kann mir eine Anlage einbauen, aber sämtliche bestehenden Garantien fallen dann weg, und die Firma, die es einbaut, übernimmt für die Anlage auch keine Garantie. Damit war das gegessen. Folge: einen Diesel.

So, dann haben wir einen im VW eigen Händlernetz gefunden. In Flensburg. Und nun geht es los.
Nach ziemlichen Unvermögen des Verkäufers ist dann tatsächlich ein Kaufvertrag zu Stande gekommen. Nun hatte das alte Auto B-RR 4855 als Nummernschild, also Birr und mein Geburtstag. Das wollten wir wiederhaben. Das alte Auto verkaufen, das Nummernschild reservieren. Dann den Antrag ausfüllen mit dem Wunschkennzeichen, das dann nach Flensburg schicken, die schicken das nach Berlin zu einer Firma, die es für sie die Rennerei erledigt, die fertigen Nummernschilder nach Flensburg schickt. Nummernschilder angeschraubt und das Auto kann abgeholt werden. Auf meine Frage, wie lange dauert das? – Eine Woche, geht alles per Express, sprach der Verkäufer. Ok, dann klappt alles, am zweiten Mai kommt Lilija, ich kann sie mit dem neuen Auto vom Flughafen abholen und glänzen. Die geplante Fahrt nach Dresden wird auch fein. Also das Auto bezahlen. Aber wie? Fahre ich mit dem Koffer voller Kohle nach Flensburg? Nein, Schäuble möchte nicht, daß Bargeschäfte über 5000 € abgewickelt werden, wiewohl Autokauf Bargeld ist. Und für 5000, dann hätten wir die alte Kiste auch behalten können. Ich mache eine Überweisung. Liebe Menschen, vielleicht lebe ich nicht in dieser Welt und alle lachen mich aus. Aber ich konnte nicht überweisen, dreimal habe ich es versucht. Immer eine Sperre von der Bank, gehen Sie bitte in ihre Filiale. Da angerufen, ja es ist so eingestellt, das ist zu Ihrem Schutz. Wie soll ich dann überweisen? Gehen Sie in Ihre Filiale, die helfen. Ich dahin gedackelt, der Mensch hat die Sperre für diese eine Überweisung aufgehoben. Überweisungen von mehr als 2000€ am Tag dürfen Sie nicht tun. Das ist zu Ihrem Schutz. Dann machen Sie bitte wenigstens 3000. Nein, darf ich nicht. Danach den ADAC angerufen, das neue Auto angemeldet. Die Papiere auch dem Flensburger zugeschickt. Nun hieß es warten, noch vierzehn Tage, bis Lilija kommt, alles gut, entspannt. Nach einer Woche angerufen, ob es schon ein Licht gibt, ich will mir rechtzeitig einen Zug buchen, damit es billig wird. Da hatte ich einen anderen Menschen am Apparat. Wie, jetzt schon? Also, ich denke, wenn es Berlin ist, dauert das mindesten einen Monat, eher mehr. Plums saß ich auf dem Fußboden, und kein „aber ihr Kollege hat doch gesagt…“ konnte helfen. Da hole ich nicht nur nicht Lilija ab, sondern sie ist schon Wochen wieder weg. Und wegen des Wunschkennzeichens (ich liebe dieses Wort) hatten wir ja nun gar kein Auto mehr. Schönefeld, hallo S-Bahn und mit dem Fahrrad nach Dresden? Die normalen täglichen Katastrophen. Also einen Mietwagen für die Zeit mit Lilija. Aber das ist doch nicht alles, Kinder. Ich hatte bei dieser Berliner Firma angerufen, weil es ein Problem gab. Die Vollmacht, die für sie von Lilja ausgestellt war, gilt nicht, wenn der Ausweis bzw. Pass nicht auch mit eingereicht wird. Das meinte der ernst, das liegt dann dort vier, fünf Wochen, auf dem Amt, bis das KFZ-Amt sich ausgenölt hat. Ich habe dann zaghaft mitgeteilt, daß Lilja am zweiten Mai kommt und am neunten wieder wegfliegt, wie aber soll sie das ohne Pass machen? Wir sollen zu ihnen kommen und dann geht er mit ihr zusammen zum KFZ-Amt und klärt es. Die Papiere haben einen Stempel bekommen: Pass lag vor. Und vom zweiten Mai an galt die Anmeldung, mindestens vier Wochen, sagte er dann noch einmal, und Hamburg ist noch schlimmer, aber wer will da schon wohnen. So und nun noch einmal zum Mitschreiben, in Brandenburg geht mann ohne Termin hin, sitzt eine Stunde, fertig, nicht anders in F/O oder Flensburg, Potsdam dauert es etwas länger. Was fällt dem „gesunden Menschenverstand“ dazu ein? Im Zeitalter der Vernetzung, Clouds, Internet 4.0 Blah etc., wieso kann ich nicht ein Berliner Kennzeichen in einer anderen Stadt bekommen? Schlagartig wären die beiden Berliner Ämter entlastet, das in Hamburg auch. Antwort: Weil wir ein föderales (feudales?) System haben, und dann müßte ja mal einer über seine Landes-Stadtgrenzen sehen. Das wird schon nicht passieren, keine Sorge. Also Stichtag 28. Mai.

Zwischenkapitelüberschrift: Thomas fährt ÖPNV!
Vor einziger Zeit habe ich morgens genölt, Raoul und Lea haben mich nicht angetrieben und das Ergebnis war, der Hauptbahnhof ist weiter weg als gedacht, 3,1 km, sie kam gerade noch so zu Ihrem Zug als ich sie hinfuhr. Also war ich auf der Hut. Ich muß mit dem Zug nach Flensburg, Mit dem TXL Bus sind es zwei Stationen von der Beussel Ecke Turmstraße. Der Zug fuhr 11 Uhr 41. Ich war entspannt 10.50 Uhr an der Haltestelle. Drei TXL angezeigt, aber keine Angabe, wann sie kommen, normal fährt dort alle sechs Minuten einer. Dann keiner angezeigt, dann wieder einer, Ankunft unbestimmt oder so etwas. Fahre ich Taxe? Ach, da kommt einer. Wie wir es alle kennen bei der BVG, ich steh an der Haltestelle, der Bus hält zehn Meter davor, ich bin der fünfte, der einsteigt, bitte nicht mehr einsteigen, meint der mich, ja, er meint mich. Ich muß einen Zug bekommen, ich fahre nicht weiter, wenn Sie nicht aussteigen. Ich raus, Taxi? Ach, da kommt der 123er, der fährt auch zum Hauptbahnhof, aber eine andere Strecke, Blick zur Uhr, 11.10 Uhr, ok, reicht. U-Bahn Turmstraße, eine Schulklasse steigt ein. Zweimal ist der Bus bereits losgefahren, hält wieder, weil jemand angerannt kommt. Ein Samariter-Busfahrer, für mich hält nie einer. Tucholsky Schule, die Klasse steigt wieder aus. Lehrter Straße, Stau. Schwitz. Angekommen, nur der Bus hält auf der falschen Seite. Also rüber auf die andere Seite, logisch: rot, dann laufen, Straßenbahnschienen grün, zweite Theil der Straße, logisch: rot. Es sind ja nur immer Minuten. Ich muß zum Gleis acht. Fast auf der anderen Seite des Bahnhofs und zwei Stock tiefer, wieviel Menschen können einem eigentlich am Tag im Weg stehen? Auf der Rolltreppe höre ich die Durchsage… Ich habe noch den Knopf der Thür gedrückt, aber der Zug fuhr dann los. Also 45€ für nichts. Neues Ticket, günstige Variante, 85€. Stunde warten, Ankunft in Flensburg 17.35, 18.00 Uhr macht das Autohaus zu. Ich liebe die BVG.

In Hamburg umsteigen, unnötig zu erwähnen: die Rolltreppe kommt am Halt der ersten Klasse an. Also in Berlin nach vorne laufen, um drei Schulklassen rum und durch. Klitsch nass endlich im Zug. Zwei Bahn-Mädchen laufen durch den Zug. „Endschuldigen Sie, auf meinem alten Ticket steht der Anschluss in Hamburg ist auf Gleis sechs, auf dem neunen steht auf Gleis 12. Können Sie mir sagen, was stimmt?“ Flöt. „Nein, wir sind nur für die App zuständig.“ Aha. Dann Kontrolle, Frage noch mal gestellt, eigentlich auf Gleis sechs, ich gucke mal nach, nein, doch 12. Das ist komisch, sie müssen auf die Durchsagen achten. Ankunft in Hamburg. Die Wagen der ersten Klasse halten an der Rolltreppe…. Also den Zug wieder entlanggelaufen, hoch, Brötchen gekauft, und zu Gleis zwölf wieder runter. Nur gut, daß ich ohne Gepäck war. Anzeige: Flensburg und Kiel. Das liegt ja doch etwas auseinander. Durchsage Gleis zwölf, Flensburg und Kiel, die Wagen werden in Neumünster getrennt. Vorne Flensburg, hinten Neumünster. Wo ist hier vorne? Früher war das einfach, da wo die Lok ist. Also ich denke ok, steig bei Wagen D ein, das ist ungefähr die Mitte, dann frage ich mich durch. Wagen D ist richtig, sagt der Herr gegenüber. Ich bin nicht allein doof, fünf weitere Fahrgäste fragen ihn auch.

Blick auf den Nord-Ostsee Kanal von der Bahn aus.
Damit wäre eigentlich alles geschrieben, und ich wußte auch wieder, warum ich Auto fahre.

Thomas glücklich in Flensburg.
Nachschlag: 17.55 Start in Flensburg, tanken bei Aral, weil ich gerade zehnfach Punkte bei Payback bekommen habe. Ein grausamer Kaffee (weggekippt), ein pappiges Brötchen, voller Tank, 90€, dong! Ich gucke hoch, Gas 54,9. Diesel 1,29. Soviel dazu. Vor Neumünster wird die Autobahn dreispurig. Aber der Stau auch. Neun KM, zweieinhalb Stunden. Jetzt weiß ich wieder, warum ich Auto fahre. Draußen wechselt es sich zwischen 27 Grad und Regen ab. Also Fenster auf jeden Fall zu. Erste Abfahrt runter und in Richtung Bad Segeberg, bißchen über Land fahren mit der neuen Kiste, dort auf die A 24. Eine Pause, und dann weiter. Um Ein Uhr habe ich unser neues Auto in der Emdener Straße eigeparkt. Da stand es dann. Leicht verwirrt, viel mir vier Tage später auf, daß ich immer Fahrrad fahre, wozu hatte ich das Auto nochmal gekauft??

Um am nächsten 28. nach Russland zu fahren, um dann mit Lilija zehn Tage Esthland zu erkunden.

Morjens

Alle Photos Andrés Jankowski (munropark) und Thomas Birr, Birr’s World p & c 2018

 


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