Esthland: Pärnu – Rannahotell
Tach.
Ich bin an der Ostsee, in Pärnu, Esthland.Sonnabend auf dem frühen Abend, den neunten Februar 19, in Piter losgefahren, stand ich an der Grenze zu Estland viereinhalb Stunden. Ohne Erklärung natürlich. Die unfreundlichsten waren, wie immer, die estnischen Zöllner. Danach ist es eigentlich nur ein kurzer Weg von Narva nach Pärnu, aber dieser Mix aus Tauwetter und und gleich wieder zu Eis frieren, dazu Dauerregen, hat mich langsam fahren lassen. Ich war um 06:30 Uhr am Hotel. Keine Zeit um einzuchecken. Ich soll um 15.00 Uhr wiederkommen. Ich bin zu einem Parkplatz an einem Einkaufszentrum gefahren, dort war ich mit Lilija im letzten Sommer, es gibt Cafés und Supermärkte, ich dachte dort könnte ich frühstücken und gleich ein bißchen einkaufen. Der typische Tourist ist schon unterwegs, wenn alle Geschäfte, Musen, Touristen Informationen, selbst Kirchen, noch geschlossen sind. So am I. Und es war doch Sonntag, also machen die Geschäfte obendrein noch eine Stunde später auf. Ich war zerschlagen, müde, das Wetter zu unfreundlich, laufen kann mann nur auf gestreuten Wegen, alles andere zu mit Eis überzogen. Es ging alles nur sehr langsam, ich war einfach breit. Eine Weile habe ich dort im Auto rumgesessen und dann dachte ich: fährst Du zur Markthalle, da wird etwas offen sein.
Also zum Markt, wie immer wichtig: dort gibt es ein sauberes, großes, gutes Klo. Kaffee trinken, Pischkie essen. Und dann zwei Stunden im Auto geschlafen, erst kurz an der Markthalle, das wurde mir aber zu laut. Dann direkt am Meer vom rauschen des Windes eingelullt. Anschließend noch wie ein Doofer zurück zum Einkaufszentrum, die Zeit vertrödelt und schon ein bißchen für das Abendbrot eingekauft und endlich zum Hotel.
Das Hotel ist Art Déco? Bin mir bei diesem Stil nie sicher wann er war. Gebaut ist das Hotel 1937, ich glaube es ist es noch halbwegs im original Zustand, aber mit den Annehmlichkeiten des 21. Jahrhunderts. Und ja, die schreiben Hotel mit zwei ll.
„Das im Jahr 1937 auf Initiative der Stadt Pärnu fertig gestellte Rannahotell im Strandpark verwandelte Pärnu zu einer wirklich modernen Kurstadt. In der Architektur des Hotels wurde das Lieblingsthema des Modernismus – das Motiv des weißen Schiffes mit Relingbalkons und Illuminatorfenstern verwendet. Das Gebäude ist eines der Spitzenwerke des estnischen Funktionalismus und das Symbol der Pärnuer Kurstadt.“ – https://www.visitestonia.com/de/rannahotell-strandhotel
Diese WMF Kaffeepad Maschine, Thee auch, habe ich nicht probiert, obwohl es mich lockt, aber Dallmeyer? Dann kann ich ja gleich zu Streif fahren. Statt dessen habe ich mir, mal wieder, einen Wasserkocher gekauft, eine French-Pressing-Kanne und ein Büchse Kimbo.
Mein Blick geht direkt auf die Ostsee, ich habe ein wunderbares Zimmer und könnte hierbleiben, wenn ihr mich fragt – fragt Dich aber keiner, pflegte meine Mutter zu sagen. Tja, leider nur zu wahr.
Sonntagabend bis Dienstag war ich wohl der einzige Gast. Ein bißchen „Shining“ Feeling. Es gab kein Buffet zum Frühstück, das ist erträglich, nur nach jedem Caffé fragen zu müssen ist anstrengend. Der Preis ist auch erträglich, ich habe endlich mal den Komfort den ich will. Das Bett ist gut und auch das Kopfkissen ist schön fest. Richtiges Parkett, kein Laminat und Vorhänge die Sommer wie Winter die Helligkeit der Ostsee draußen lassen.Ursprünglich wollte ich zu meiner neuen Liebe nach Saaremaa, aber drei Argumente sprachen dagegen; die Fahrt dorthin ist abseits der Strecke nach Berlin, dann habe ich gelesen, daß im Winter die Fähren nicht fahren, mann fährt mit dem Auto über das Eis. Nö, da bin ich zu ängstlich zu. Und drittens, wenn die Fähren doch fahren, extra Geld und Zeit für die Fähre. Also bin ich nach Paärnu, das ist ein kleinen Umweg, mal eine neue Strecke, auch hier ist die Ostsee und wie Lilija und ich im Sommer fanden, es ist eine nette kleine Stadt. Ich komme an, mache die Autothür auf und der Wind pfeift rein, die Ostsee rauscht quasi und gleich begrüßen mich meine Freundinnen, die Möwen. – Petersburg liegt an der Ostsee, so sagt mann. In sechs Wochen habe ich, bei unserer Fahrt nach Kronstadt, einmal die Ostsee gesehen und in sechs Wochen einmal eine einsame Möwe gehört. Das war es. Wie anders ist es hier – oder in Odessa.
Schön, daß ich alleine bin. – Schade, daß ich alleine bin.
Morjens
PS.
Wer zur Hölle hat eigentlich erfunden das, daß letzte Blatt Klopapier umgeknickt unter den Deckel geklemmt werden soll. Und warum, ist das elegant? Vornehm und oder einfach nur Blöde? Und eine weitere Anmerkung sei erlaubt: Wir kennen alle die Schilder in den Hotels, Millionen Handtücher jeden Tag, Umwelt, benutzen Sie es öfter etc. Natürlich, warum soll das hier anders sein, als zu Hause, natürlich kann ich von Sonntag bis Freitag die selben Handtücher benutzen. ich arbeite ja nicht in einem Bergwerk. Das sind nun wirklich die kleinsten Dinge des täglichen Lebens, die zur Rettung des Planeten beitragen, niemand stirbt wenn er sich daran beteiligt. Also werfe ich kein Handtuch auf den Boden, ich hänge es an den Hacken, lege es zusammengefaltet auf das Bett… was machen die ? Ich habe schon meine dritte Garnitur bekommen! Aber papierloses Esthland der Welt unter die Nase reiben.
PS. 2
Ich wollte hier einen Berg Postkarten abarbeiten und weg schicken. Das kann ich tun, aber verschicken werde ich sie von woanders, 1,40 € Porto für eine Postkarte nach Deutschland! Immerhin 5 Cent billiger als in den Niederlanden. Wir leben da ja geradezu im Paradies in Deutschland – anderseits ist ja in Estland das papierlose Leben ausgerufen worden. Da kann mann auch die Kultur des Postkartenverschickens sterben lassen, vernichten.
Alle Photos Thomas Birr-Tsurkan, p & c 2019 Birrs World
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