Mein St. Petersburg: Okposchka bei Reznitschenkos

Tach,

Wie immer, wenn ich in St Petersburg bin, besuchen wir die Maler, Familie Renzitschenko. Sie leben jetzt das ganze Jahr über in einem Haus nahe der Stadtgrenze Richtung Wyborg, in einem Dorf, das Yukki heißt und ganze 698 Einwohner hat. Aber das merkt mann nicht, die Übergänge zur Stadt sind fließend, und auch hier am Stadtrand gibt es die Platte. Eigentlich ist das schon eine Datschengegend, aber bei den Häusern in ihrer Straße kann mann nicht mehr von Datscha reden, es wandelt sich zu einem Vorort. Es ist sehr hübsch dort, in der Nähe gibt es auch einen See, alles sehr nett. Aber die Strafe dafür ist, daß die Hauptstraße aus St Petersburg raus in ihre Richtung ewig verstopft ist. Mann steht im Stau, und wenn mann so doof ist wie Familie Birr-Tsurkan und am Freitag, erst am späten Nachmittag dorthin fährt, ist es Stau zum Quadrat. Aber schließlich sind wir angekommen.
Alla fragte, ob wir Suppe wollen, es gäbe Okroschka, russisch окрошка. Die kalte Suppe ist ein Nationalrezept und natürlich für heiße Tage im Sommer gedacht. Klar wollten wir die Suppe bekommen. Aber vor dem Essen mußte sie erstmal gemacht werden. Ich habe zugeguckt und photographiert. Wußte ja nicht wie es geht.

Der Jameson dient nur der Stärkung der Gastgeber, er kommt nicht an die Suppe.
Wie so oft, auch das ist Eintopf, jede Familie hat ihr eigenes Rezept. Im Grunde also „gedrängte Wochenübersicht“ wie der Berliner sagt. Das was da ist, kommt in die Suppe rein, rohes Gemüse. Als Kräuter natürlich Dill, was sonst, aber ich habe es trotzdem probiert. In unserer Suppe gab es klein gehaspelte Radieschen und Gurke; Eier und Kartoffeln klein geschnitten. In die Schüsseln wurde erst der Dill getan und dann mit Senf und Salz verrührt. Russischer Senf ist gewöhnlich schärfer als der deutsche Haushaltssenf. Über die Masse kommen in Schichten die Zutaten. Dann werden sie umgerührt. Und zum Schluß kommt die „Suppe“ darüber, die Flüssigkeit. Im Normalfall ist das kalter Kwas. Aber mann kann auch anderes nehmen. Wir hatten die Auswahl zwischen Weißem Kwas, Braunem Kwas und Ayran. (Tatsächlich habe ich ziemlich das gleiche Rezept in Deutsch gefunden, dort aber ohne Senf und mit Buttermilch) Alla hat noch eine Soße dazu gerührt, aus Mazoni (georgischer saure Sahne) mit Mineralwasser mit Kohlensäure.

Nikolai schneidet die Melone und die Pirogge zu.
Jetzt ist die Suppe fertig und der Kwas und die Soße kommt dazu.
Ich hatte die Schüssel mit dem kleinstem Dillantheil. Ich habe den weißen Kwas genommen, der allerdings auch sehr nach Molke geschmeckt hat, und dazu dann die Smetanasoße. Hat mir sehr gut geschmeckt und ich habe auch Nachschlag genommen.
Das ist also die zweite Suppe, die ich mit Dill verspeist habe, die erste war in Odessa vor Jahren, Buttermilch-Gurken Suppe, natürlich auch kalt.
Auf der Veranda haben wir dann Thee getrunken, Lilja hatte selbstgekaufte Piroggen mit, mit Äpfeln gefüllt und Nikolai hatte eine Melone angeschnitten. Das war es.

Morjens

Alle Photos Lilia und Thomas Birr-Tsurkan, p & c 2018 Birr’s World

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